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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 79

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
16. Kriege mit den Türken. 79 als die Araber bis in die Milte Frankreichs vorgedrungen, oder da- mals, als die mongolische Weltmacht, nachdem sie den Nordosten und Südosten von Europa überflutet, zugleich an der Donau und an der Oder das christliche Germanien angriff. König Ferdinand, der seine Residenz nach Linz verlegte, wurde nicht müde, seinen Bruder, Kaiser- Karl, welcher um diese Zeit in Genua eingetroffen war, mit Briefen zu bestürmen, daß er ihm so schnell als möglich Hülfe schicken möge. Blieb auch, aller Bitten ungeachtet, die Hülfe von dieser Seite aus, so erhielt doch Ferdinand aus den Erbländern Böhmen und Mähren etwa 60,000 Mann. Wien selbst hatte 22,000 Mann Besatzung. Dieser ließ Solimán ankündigen, wenn sie ihm die Stadt übergebe, so wolle er weder selbst hineinkommen, noch sein Volk hinein lassen, sondern weiter vorrücken, wo nicht, so wisse er doch, daß er am dritten Tage sein Mittagsmahl in Wien halten werde; dann werde er furchtbare Rache nehmen. Die Antwort der Besatzung soll gelautet haben: er möge nur zum Mahle kommen, man werde ihm mit Karthaunen und Hellebarden anrichten. So begann er denn die Belagerung, deren Hauptkunst damals in dem Untergraben der Mauern und dem Anlegen von Minen bestand. Die Wiener aber verstanden sich auch auf unter- irdische Arbeiten und es begann gleichsam ein Krieg unter der Erde. Die Minen der Feinde wurden aufgespürt und zerstört. Zwar gelang es den Türken, einen nicht unbedeutenden Theil der Mauer zwischen der Burg und dem Kärthner Thor zu sprengen, aber ein dreimaliger Sturm wurde mit bedeutenden Verlusten abgeschlagen (9., 11. und 12. Octbr.). Ein vierter und letzter (14. Octbr.) war kaum mehr ernstlich gemeint, die Ianitscharen mußten, ungeachtet des hohen Sturmsoldes (20 Du- caten für den Mann) fast mit Gewalt gegen die Breschen getrieben werden. Ein glücklicher Ausfall der Belagerten und die Gerüchte von einem nahen Entsatz beschleunigten den Aufbruch zum Rückzuge. Es war das erste Mal, daß dem siegreichen Sultan ein Unternehmen so ganz gescheitert war, aber es entging ihm nicht, in welche gefährliche Lage er kommen könne, .wenn er mitten im feindlichen Lande, ohne feste Plätze, in der schlechten Jahreszeit, von einem Feinde angegriffen würde, dessen Tapferkeit er so eben kennen gelernt hatte. Auf dem äußerst beschwerlichen und verderblichen Rückzuge wurde das Gepränge der Be- lehnung Zapolya's mit der ungarischen Königskrone nochmals wieder- holt. Die darauf folgenden Friedensunterhandlungen blieben ohne Erfolg, weil Ferdinand auf Ungarn nicht ganz verzichten und der Sultan keine Theilung „dieses seines Königreiches" zugeben wollte. Die letzte Friedensbotschaft, welche im Namen Ferdinand's anbot, dem Nebenbuhler Zapolha für dessen Lebenszeit Ungarn zu lassen, wenn es nur nach dem Tode desselben an ihn zurückfallen sollte, mußte dem Heere (ebenfalls von 250,000 Mann) folgen, mit welchem Solimán 1532 abermals nach Ungarn aufbrach *). Die gewaltige Macht, wo- *) Die Beschreibung dieses Auszuges lautet bei einem Venetianischen Chronisten
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