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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 87

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
17. Die Reichstage zu Speyer u. Augsburg u. der Religionsfriede zu Nürnberg. 87 doch dessen Protestation wurde nicht geachtet und Ferdinand ward römi- scher König. Aber Herzog Wilhelm von Baiern hatte selbst ehrgeizige Pläne auf die deutsche Krone und wünschte jeden Anderen lieber als seinen übermächtigen Nachbarn, siegreichen Rivalen in Böhmen und sonstigen politischen Gegner Ferdinand in ihrem Besitze. Er wurde durch Ferdinands Wahl so gereizt, daß er mit den Schmalkaldnern auf der einen Seite, mit Franz von Frankreich ans der andern Seite unter- handelte und auf gewisse Fälle sich ihnen verband. Sein Einfluß aus seine Partei war so groß, daß er einen Theil davon nicht gerade mit sich fort, aber doch von dem Kaiser abzog. Endlich drohte wieder eine neue Türkengefahr. Solimán dachte seine Niederlage vor Wien zu rächen und seine Rüstungen ließen das Aeußerste befürchten. Wieder einmal mußte die Reichshülfe schleunigst beansprucht werden oder Oester- reich war verloren. Aber die Protestanten erklärten, sie würden bei den offenkundigen feindseligen Absichten des Kaisers keine Hülfe be- willigen, ja die Möglichkeit schien nahe zu liegen, daß sich ein großer Bund zwischen allen Feinden des Hauses Habsburg bilden könnte, zwischen Frankreich, England, Dänemark, den Schmalkaldnern, Baiern und andern mißvergnügten Fürsten im Niederland, Zapolya und den Türken, eine bis dahin noch unerhörte Combination, die jedoch bald ernstlich versucht wurde. Dies Alles war Ursache genug, weßhalb die angedrohten strengen Maßregeln gegen die Protestanten unterblieben. Karl und Ferdinand näherten sich ihnen sogar und wußten es in schlauberechneter Nachgiebig- keit so zu lenken, daß am 23. Juli 1532 auf einem Tage zu Nürn- berg ein förmlicher Vergleich zu Stande kam, wonach bis zu einem Concil oder einhelligen Reichsschluß kein Reichsstand den andern der Religion halber beleidigen oder bekriegen solle. Alle kammergerichtlichen Processe wegen kirchlicher Angelegenheiten, der Hauptgegenstand der Be- sorgniß für die Protestauteu, wurden aufgehoben und für die Zukunft die Annahme neuer verboten. Zum Danke zeigten sich die Protestanten jetzt zu einer nachdrück- lichen Türkenhülfe bereit. Alle thaten geflissentlich ein Uebriges, im Gegensatz zu der Art wie es sonst bei einem Reichsausgebot herging. Besonders zeichneten sich die Reichsstädte aus, die in der Rüstung ihrer Truppen, in der Menge und Güte ihres Kriegsmaterials, vor Allem in ihrer trefflichen Artillerie ihren ganzen Reichthum zur Schau trugen. So kam das schönste Heer zusammen, welches Deutschland seit Jahr- hunderten aufgebracht hatte. Solimán hatte unterdessen Ungarn über- schwemmt, war aber durch die Belagerung der kleinen Festung Günz lange aufgehalten und sehr geschwächt worden. Als das deutsche Heer bei Wien eintraf, kehrte er eiligst um, ohne es zu einer Hauptschlacht kommen zu lassen. Damit war der Zweck des Feldzugs nach der An- sicht der meisten Reichsfürsten erreicht. Es war ihnen nicht damit ge- dient, ganz Ungarn für Ferdinand zu erobern, sie wollten nur die deutsche Grenze sichern und den Türken die Wiederkehr wenigstens für
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