Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 206

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
206 34. Elisabeth und Maria Stuart. sich in tausendfältigen Abenteuern bewährt hatte, und entschiedene Gesinnung besonders hervor. Obgleich Protestant, hatte er sich der Regentin ohne Wanken angeschlossen, und der Königin schon, da sie noch iu Frankreich war, seine Hülfe zugesichert. Maria, die nichts höher schätzte, als persönliche Tapferkeit, hatte ihm oft ihre Bewunde- rung ausgedrückt; aber noch mehr als dies; man kann nicht zweifeln, daß sie sich in ein leidenschaftliches Verhältniß zu ihm fortreißen ließ. Es scheint nicht, als ob die Zuneigung Maria's zu Bothwell von ihm in derselben Weise erwiedert worden sei; in allen ihren Briefen und Gedichten bekämpft sie zugleich eine Nebenbuhlerin, welche in seinem Herzen den Borzug zu haben scheint. Es war die eigene Gemahlin Bothwell's, mit der er sich erst vor Kurzem vermählt hatte. Ihm lag nur in so fern etwas an der Liebe der Königin und an dem Besitz ihrer Person, als derselbe ihm Theilnahme an ihrer Macht gewähren und die höchste Gewalt in Schottland verschaffen konnte. Dazu aber war noch etwas Anderes nothwendig; der König mußte aus dem Wege geräumt werden. Wie einst Darnley mit den politischen Gegnern Riccio's sich zum Attentat von Holyrood vereinigte, so verband sich nunmehr Bothwell mit den Feinden Darnley's, welche diese Absicht schon gefaßt hatten, zu dessen Ermordung. Aber, wird man sagen, war nicht die Königin selbst mit in dem Einverstündniß? Hat sie nicht ihren Gemahl, der in Glasgow erkrankt war, absichtlich von dort nach Edinburg zurückgeführt, und ihm da eine einsame Wohnung nicht weit vom Palast gegeben, unter dem Vorwand, daß die reinere Luft zu seiner Genesung beitragen werde, in der That aber, um ihn desto sicherer dem Verderben zu überliefern? So hat man von jeher meistens angenommen: selbst ihre Anhänger, die eif- rigsten Katholiken haben sich damals geneigt gefunden, an eine wenig- stens connivirende Theilnahme der Königin zu glauben. Indessen gab es noch eine andere Auffassung in jener Zeit, nach welcher das bessere Verhältniß, welches zwischen Gemahl und Gemahlin wieder ein- trat, keineswegs erheuchelt, sondern ihre völlige Aussöhnung und Wie- dervereinigung zu erwarten gewesen wäre: in der Königin hätte die zurückkehrende Neigung zu ihrem Gemahl mit der Leidenschaft für Bothwell gekämpft; dieser wäre durch die Besorgniß, daß ihm seine Beute und der Preis seines Ehrgeizes entgehen möchte, angetrieben worden, die Ausführung seiner Absicht zu beschleunigen. In jenem Hause ließ er unter dem Zimmer, in welchem Darnley schlief, Pulver anhäufen, um ihn in die Luft zu sprengen; von dem Getöse bei der Eröffnung der Thüre erschreckt, sprang der junge Fürst aus dem Bette; indem er sich retten wollte, ward er sammt dem Pagen, der bei ihm war, erdrosselt; indeß war das Pulver angegangen und das Haus zer- trümmert worden. So war das Entsetzliche geschehen und bald verbreitete sich zu Je- dermanns Erstaunen und Grauen das Gerücht, die Königin werde sich mit dem Manne verbinden, dem man den Mord ihres Gemahls zu-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer