1864 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
42. Johann von Werth.
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Briefe des Herzogs von Sachsen, Franz Albert, ersah er, daß dieser
mit Truppen im Anzuge sei, um sich mit Friedland's Regimentern zu
vereinigen. Daher sandte er verschiedene Reiter-Geschwader ans, die
den Herzog von Sachsen im Namen des Kaisers ergreifen und nach
Eger führen sollten, was auch geschehen ist.
Der Kaiser ließ eine Rechtfertigung der That von Eger bekannt
machen, welche das ganze Verbrechen des Herzogs allein in die „Ver-
schwörung zu Pilsen" setzt und mit keiner Silbe der Unterhandlungen
mit Frankreich erwähnt, die ihm doch, nach dem Zeugnisse des baie-
rischen Gesandten, kein Geheimniß waren. Nur die Rücksicht, den Kö-
nig Ludwig Xiii., der noch immer den Schein des Friedens behaup-
tete, durch Veröffentlichung so gehässigen, unwürdigen Treibens nicht
zu reizen, mag diese Schonung geboten habend)
42. Johann von Werth.
(Nach L. (Stuten, Frankreich und der Niederrhein.)
Die weiteren Kriegsereignisse knüpfen sich vielfach an den Namen
eines Generals, der wegen seiner persönlichen Tapferkeit, seiner derben
Ritterlichkeit, seines treuen Biedersinnes und seiner katholischen Gesin-
nung als ein Sohn des Niederrheins, namentlich in der Stadt Köln
ein volksthümlicher Charakter geworden und geblieben ist.
Johann von Werth ist der Name des gewaltigen Haudegens, der
die ganze lange Zeit des Krieges hindurch mit dem frischesten Muthe,
der kühnsten Tapferkeit, der höchsten Begeisterung für Kaiser, Reich,
katholische Religion die Waffen geführt. Sein Großvater, ein Friese,
„von altadelig-rittermäßigem Geschlechte", hatte in den stnrmbewegten
Tagen der niederländischen Unruhen mit Herz und Schwert zur ka-
tholischen Religion und zum habsbnrgischen Stamme gestanden. Als
die Sache der kirchlichen wie politischen Revolution in jenem Gebiete
den Sieg davon trug, mußte der lehens- und glaubenstreue Ritter der
*) Die Frage, wer die Ermordung Wallenstein's veranlaßt habe, wird votr
Joh. Grafen von Mailüth (gegen Förster's Biographie Wallenstein's) er-
örtert und als Resultat aufgestellt (in der Geschichte des österreichischen Kaiser-
staates, Iii, 387 flg.), daß der Kaiser die Ermordung weder befohlen noch
indireet hervorgernfen, sondern Buttler den Mord aus eigenem Antriebe aus-
geführt, der Kaiser aber hinterher die vollbrachte That auf sich genommen
habe, und daß das Patent gegen Wallenstein, vont 18. Februar datirt, erst
ttach Wallensteiit's Tode verfaßt worden sei; der Kaiser habe die Hauptur-
sache der Absetzung Wallensteiit's, ttämlich dessen Verbinduttg mit Frankreich,
nicht knnd gebeit wollen und sich durch die Verschweigung der Wahrheit un-
endlich geschadet, indem er selbst dazu beigetragen, daßjine Anzahl Lügen
ttnd Verlettmdungen etttstattden, verbreitet und geglaubt worden siitd.