1864 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
64. Der spanische Erbfolgekrieg.
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aber auf den Wunsch des altern Markgrafen ohne Sträuben bereit,
sich mit der glanzlosern Aufgabe zu begnügen, und eilte ohne Murren
an den Rhein; denn ein jeder, sagte er, muß einzig und allein das ge-
meine Wohl im Auge haben. Der Uebermacht der beiden Andern ge-
lang es, am 2. Juli die baierische Schaar des Grafen Arco, welche
den Uebergang bei Donauwörth in den Verschanzungen des Schellen-
berges deckte, nach wildem, heldenmnthigen Widerstande zu über-
wältigen, die Donau zu passiren, Max und Marsin zum Rückzug nach
Augsburg zu nöthigen.
Indessen halte Tallard den Befehl erhalten, um jeden Preis dem
Kurfürsten Hülfe zu bringen; Eugen war nicht im Stande, ihm den
Weg zu verlegen, zog aber parallel mit ihm ebenfalls ostwärts nach
Baiern, wo sich also von allen Seiten her die Kräfte zum Entschei-
dungskampfe sammelten. Am 3. August traf Tallard bei dem Kur-
fürsten in Augsburg, Eugen aber an der Donau in Höchstädt ein. Es
war die höchste Zeit, denn auch der Kurfürst wollte nach Tallard's
Eintreffen nicht feiern, sondern war in vollem Anzug gegen Eugcn's
Lager, um dieses wo möglich vereinzelt zu schlagen. So kam es am
15. August zu der Schlacht bei Höchstädt oder Blindheim. Die
Baiern und Franzosen zählten 56,000. Eugen und Marlborough etwas
über 52,000 Mann. Dicht am Flusse stand Marlborough dem Mar-
schall Tallard, weiter im Lande Eugen dem Kurfürsten und Marsin
gegenüber, zwischen ihnen bildete auf beiden Seiten eine große Reiter-
masse das Centrum. Eugen war nicht im Stande, die von dem Kur-
fürsten energisch geführten baierischen Regimenter zu brechen, im Ge-
gentheil war es nur die Festigkeit der von dem Dcssauer Leopold treff-
lich disciplinirten preußischen Infanterie, welche hier den furchtbar mör-
derischen Kampf im Gleichgewichte hielt, bis endlich im Centrum Marl-
borough durch einen mächtigen Gesammtsturm die französische Reiterei
völlig zersprengte, darauf linkshin einschwenkend, Tallard's Fußvolk in
Blindheim umzingelte und die ganze wirre Masse zur Ergebung nöthigte.
Darauf blieb auch dem Kurfürsten nur der Rückzug übrig, der mit
unerschütterlicher Ordnung und Ruhe ausgeführt wurde. Die Sieger-
Halten ihren Triumph mit 11,000 Todten und Verwundten bezahlt;
die Geschlagenen büßten 14,000 Todte, 13,000 Gefangene, unter denen
Marschall Tallard selbst, und 164 Geschütze ein. Das französische
Heer war vernichtet, der Kürfürst aus seinem Lande verdrängt, Baiern
in der Hand der großen Allianz. Von dem Höchstädter Schlachtselde
hinweg ging der Zug der siegenden Heere an den Rhein und über den
Rhein, wo noch in demselben Jahre Landau und Trier dem Feinde ent-
rissen wurden.
Kaiser Leopold erlebte noch die Unterwerfung Baicrns, die Vertrei-
bung der Franzosen vom deutschen Boden; bald nachher, 5. Mai 1705,
starb er nach beinahe 50jähriger Regierung. Es folgte ihm, in Oester-
reich wie in der Kaiserwürde, sein ältester Sohn, Joseph I.