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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 531

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
80. Katharina Ii. von Rußland. Potemkin. 531 Geburt des Großfürsten Paul (1754) nicht gebessert. Als Soltikow auf einen Gesandtschaftsposten nach Madrid entfernt wurde, weinte Ka- tharina bitterlich über die Trennung, wandte aber bald nachher ihre Gunst dem polnischen Grafen Poniatowsky zu. Kaum war Peter Iii. nach dem Tode der Kaiserin Elisabeth (Ja- nuar 1762) zur Regierung gelangt, so zeigte er einen übermäßigen Eifer, umfassende Reformen auf der Stelle durchzuführeu. Da er vor Allem die russische Geistlichkeit nicht leiden mochte, so verfügte er mit einem Federstriche die Confiscation alles Kirchengutes in dem weiten Reiche, mehr als 40 Millionen Rubel werth. Zugleich änderte er die äußere Politik ins Gegentheil um, indem er mit Friedrich Ii. ein Bündniß schloß (s. S. 515). Gegen Katharina und den jungen Groß- fürsten Paul verhehlte er nirgendwo seinen Haß; er dachte daran, seinen Sohn von der Thronfolge auszuschließen, und da er keine eigenen Nachkommen mehr erwartete, so ließ er einige Vettern aus Holstein kommen, um vielleicht ihnen dereinst die Nachfolge zuzuwendeu. So vereinigten sich verschiedene Elemente zu seinem Sturze. Die Popen wütheten über den Berauber der Kirche, die Garderegimenter knirschten über den Vergötterer der Preußen, eine Menge der bisherigen Macht- haber fürchtete ihren Sturz durch die von Peter gestattete Rückkehr der sibirischen Exilirten. Es wurde Katharina nicht schwer, mit diesen allen anzuknüpfen. Ihr Freund Poniatowsky war damals nach Polen zurückgekehrt, und an seine Stelle ein Artillerie-Ofsicier, Gregor Or- low, getreten, ein schöner, starker und kühner Mann, der mit voller Hingebung Katharinens Sache auf Leben und Tod ergriff. Sein Bru- der Alexei, noch herculischer und trotziger, aber auch roher und gewalt- thätiger als Gregor, warb in den Casernen für die Kaiserin. In der Nacht auf den 9. Juli wurde Katharina aus ihrem Lustschlosse Peter- Hof aus dem Schlaf geweckt; ein Mann stand an ihrem Bette, cs war Alexei Orlow, der ihr hastig zurief: „Einer unserer Freunde ist ver- haftet, eilen Sie, kein Augenblick darf verloren gehen." Sie war an- fangs wie betäubt und zitterte, als sie in den Wagen stieg, um nach Petersburg zu fahren; es war wohl weniger ängstliche Furcht als das Gefühl, daß jetzt die Entscheidung über ihr ganzes Leben da sei. Während der Fahrt verlor sich ihre Verwirrung, und unter fröhli- chem Lachen kam sie in der Hauptstadt bei der Caserne der Garden an. Dort hatte Gregor Orlow die Regimenter vorbereitet; in der Kasan'schen Kirche wartete der Erzbischof von Nowgorod mit dem Cle- rus. Panin, der Erzieher des jungen Paul, versammelte die Senatoren, binnen zwei Stunden war Katharina als Selbstherrschern: aller Reußen ausgerufen, im Palast installirt, von Beamten, Truppen, jubelnden Volkshaufen umgeben. Niemals war eine Revolution leichter, rascher, einmüthiger von Stat- ten gegangen. Am Abende setzte sie sich selbst an die Spitze der Trup- pen, welche gegen das Schloß Oranienbaum, den Aufenthalt Pcter's, geschickt wurden; sie trug die altrussische Uniform der Garde. Die 34*
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