1864 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
89. Der nordamerikanische Freiheitskrieg.
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obschon er billiger geliefert werden sollte als früher. New-Aork und
Philadelphia verweigerten den mit dieser Maare beladenen Schiffen
das Einlaufen, und in Boston „machte man die Massachusetts-Bai
zu einem großen Theekessel", indem einige Ladungen ins Meer gewor-
fen wurden.
Das ganze Land war einig, entschlossenen Widerstand zu leisten, und
organisirte denselben in sehr kurzer Zeit. Ein General-Congreß trat
am 5. September 1774 in Philadelphia zusammen, und zählte unter
seinen 51 Mitgliedern Männer wie John Adams ans Massachusetts und
Georg Washington aus Virginien. Der Congreß verlangte Wi-
derruf aller die Colonicen beeinträchtigenden Parlamentsbeschlüsse und
rechtfertigte seine Ansprüche und sein Verfahren auch in einer Bitt-
schrift an den König. Es ist bemerkenswerth, daß er noch jede An-
schuldigung, als strebe man in den Colonicen nach einer Unabhängigkeit
von England, ausdrücklich in Abrede stellt.
Nachdem der Rechtsstreit zehn Jahre gedauert, und mit jedem Ver-
suche, ihn beizulegen, die Stimmung sich mehr verbittert hatte, wurde
im Mai 1775 der Befehlshaber Howe mit 4000 Mann zur Fahrt
nach Boston eingeschifft. Ehe aber dieser aukam, war schon Bürgerblut
im offenen Treffen geflossen. In der Nähe von Boston wurden von
den Amerikanern Waffenvorräthc gesammelt und häufig Berathungen
gehalten; beides wollte General Gage von Boston aus stören und zu-
gleich auch sich des kühnen Sprechers der Landschaft Massachusetts, des
schon genannten Adams, bemächtigen; 1800 Engländer zogen aus zu
dieser Unternehmung. Unterwegs stießen sie bei Lepington auf
Scharen von Amerikanern, die sich in den Waffen übten; sie zerstreu-
ten dieselben; bald aber strömten Bewaffnete in solchen Massen herbei,
daß die Engländer Mühe hatten, Boston wieder zu erreichen. Darauf
umlagerte amerikanische Waffenmannschaft Boston und warf Schanzen
auf. In der Mitte des Monats Juni 1775 landete General Howe
in Boston und bald darauf, 17. Juni, zog er auf Befehl Gage's mit
2000 Mann hinaus, die Amerikaner aus einer ihrer Schanzen vor
der Stadt zu vertreiben. Bei Bunkershill auf der Landenge, die
Boston mit dem Festlande verbindet, wichen die Amerikaner nach har-
tem Kampfe, aber dennoch wuchs ihnen das Vertrauen, denn sie hatten
gegen eine gleiche Zahl von Feinden den Kampf bestanden und diesen
größern Verlust zngefügt, als sie selbst erlitten hatten.
Jetzt versammelte sich zum zweiten Male ein Congreß zu Philadel-
phia, 10. Mai 1775. Dieses Mal war unter den Abgeordneten auch
Benjamin Franklin, der kurz zuvor aus England zurückgekehrt
war. Am 20. Mai ward der Bund der dreizehn vereinigten Staaten
ausgesprochen und die Wahl eines Oberfeldherrn traf Georg Was-
hington. Das Vertrauen, das er zur guten Sache hatte, seine Beharr-
lichkeit und Unverzagthcit, sein Gleichmuth bei drohender Gefahr oder
nach erlittenem Verluste, vor allem aber seine unermüdliche Thätigkeit,
ein Heer zu bilden und zu unterhalten, waren es, die allein in den