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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 799

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
118. Rückblick auf Napoleon'» Fall. . 799 gedeihliche Entwicklung in der Zeit, seine eigne Unsterblichkeit ans die innere Förderung des Zeitalters gründen wollen, so hätte dies gege- bene Beispiel Europa in Wahrheit eine Verjüngung verheißen, so- bald diese Wohlthat aber mit Zwang beschafft werden sollte, sobald Napoleon seinen Ruhm in die Waffen und Frankreichs Glück in die Herrschaft über Europa setzte, so waren mit dieser Einen Irrung jene großen Zwecke, wenn sie je gefaßt waren, nicht verfehlt nu^,ft>ndern aufgegeben. Denn auf diesem Wege konnte zwischen Volk und Herrscher nicht vermittelt, es konnte der alte Spalt nur weitergerissen werden; die alte Entsittlichung des Volkes, die von dem Beispiele der Bourbo- nenhöfe gefördert, seine Verwilderung, die in den Gräueln der Revo- lution gesteigert war, konnten auf diesem Wege nicht gesunden; in den Geschicken des Staates, die sich von einem schwindelnden Abenteuer zum anderen ziellos und ruhelos bewegten, konnten die glanzlos echten Tu- genden der Häuslichkeit und Bürgerlichkeit nicht gedeihen. Und, wie die sittlichen, so waren dem Volke auch die geistigen Fortschritte aus diesem Wege versagt. Es ist ein Ausspruch von Napoleon selber, daß, wer die Ideen unterdrücke, an seinem eigenen Verderben arbeite; er selbst hatte die Wahrheit des Spruches bewiesen mit den eigenen Thaten. Er spottete der Idee überall, wo sie nicht seines Sinnes war; er ließ der Kunst keinen Raum als zur Schmeichelei, der Wissenschaft als zu seinem Dienste; er achtete nicht, er ächtete und unterdrückte jede ihrer selbständigen Bewegungen in der Schule, in der Presse, in der Ge- sellschaft und auf der Rednerbühne. Denn auch die bürgerliche Reife des Volkes konnte ihm aus jenem Wege nicht tuugen; er bedurfte des einheitlichen Machtgcbrauchs und konnte nicht wollen, daß ständische Körperschaften über die Mittel der Macht verfügten. In diese Noth- wendigkeit getrieben, suchte er für seine Unterdrückung beschönigende Be- weggründe: dem beweglichen Leichtsinne des Franzosen fehle die erhal- tende Stetigkeit des Engländers, die Bedingung eines freien Staats- lebens; ihn beseele nur kriegerisches Ehrgefühl, nicht echte Liebe zur Freiheit. Und er handelte so, als ob es eine rühmliche Aufgabe sei, den angeblichen knechtischen Sinn des Volkes noch mehr zu knechten. Er zerstörte eine der großen politischen Erwerbungen Frankreichs nach der andern. Er setzte an die Stelle der Revolution eine Gewaltherr- schaft, an die Stelle der Nationalität ein Universalreich, an die Stelle des Freistaats eine Dynastie, die ihre weltherrschaftliche Berechtigung von Karl dem Großen herleitete, an die Stelle der Gleichheit einen Erb- und Lehenadel, an die Stelle der Erbthcilung Majorate und Substitu- tionen, an die Stelle des Gesammtwillens der Gemeinde die einheit- liche Wirksamkeit der Präfccten. In Haus und Familie griff er mit Willkür ein und umspann sie mit Späherei und Angeberei; die Ersten dieses von ihm selbst mit Ruhm getränkten Volkes demüthigte er mit roher Behandlung und würdigte sie zu blinden Werkzeugen herab. Selbst einen Tiberius ekelte die sklavische Gesinnung seiner Senatoren an, dem französischen Imperator aber schien die niedrigste Fügsamkeit allein ge- Gei
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