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1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 12

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
12 2. Die Lage Europa's im Anfange der neuesten Zeit. lichen Verlust erlitten, der keineswegs durch Schwedisch-Pommern, und später durch Lauenburg, welches es für das an Preußen abgetre- tene Schwedisch-Pommern erhielt, ausgewogen oder ersetzt worden ist. Dänemark ward dadurch zu einem so schwachen Staate, daß es sein Dasein nicht durch die eigene Kraft, sondern nur durch die Recht- lichkeit, oder gegenseitige Eifersucht der andern europäischen Mächte behaupten kann. Schweden hatte Norwegen erhalten; allein dies war in keiner Beziehung eine angemessene Entschädigung für Finnlands Verlust, da die Abneigung der Norweger gegen Schweden und der große Starr- sinn derselben eine innere Spaltung und Schwäche erzeugte, welche die Macht Schwedens wesentlich lähmte, und durch die es genöthigt ward, sich nur mit sich zu beschäftigen. Auch beobachtete die schwe- dische Regierung wirklich das ihr durch ihre Lage gebotene und da- durch begünstigte System der Abgeschlossenheit mit großer Klugheit und strenger Folgerichtigkeit. Rußland hatte so eben den Angriff des vereinten Europa unter Leitung des außerordentlichsten und genialsten Feldherrn des Jahrhunderts zurückgeschlagen, zwar nicht durch die überlegene Tapfer- keit und Kriegskunst seiner Feldherren und Kriegsheere, aber doch durch seine eiserstarrte Winternatur. Die natürliche und unmittel- bar nothwendige Folge von diesem eben so unerwarteten, als außer- ordentlichen Ereignisse war, daß es sich an die Spitze Europa's ge- stellt sah, und gewissermaßen als Frankreichs Erbe betrachten durfte. Es machte nun Anspruch auf eine angemessene Entschädigung für die gebrachten Opfer und für seine zerstörte Hauptstadt, die nur in dem Herzogthume Warschau gefunden werden konnte. Dadurch drang Rußland in Herz und Mark des preußischen Staates gleichsam wie mit einem spitzen Keile ein. Es schien daher, als ob Preußen das nächste und wichtigste Interesse dabei haben müsse, sich dieser Ver- größerung und drohenden Annäherung Rußlands durch Polens Besitz zu widersetzen. Allein Preußen hatte sich der Großmuth Rußlands durch den Vertrag zu Kalisch unbedingt anvertraut. Die Erinnerung an die alte Freundschaft und Dankbarkeit für eine, durch die in Rußland erfolgte Vernichtung des großen französischen Heeres mittel- bar bewirkte Befreiung vom französischen Joche kamen hinzu, um alle politische Bedenklichkeiten zu unterdrücken. Die ottomannische Pforte befand sich noch fortwährend in ihrer alten, wüsten und wilden Anarchie, und ging immer mehr ihrer gänzlichen Auflösung entgegen. Nur durch die gegenseitige Eifersucht der europäischen Hauptmächte ward und wird sie aufrecht erhalten. Der Zusammensturz eines Reiches, das seit mehr als 300 Jahren mit dem europäischen Staatensysteme so eng verflochten war, würde nicht erfolgen können, ohne zugleich einen allgemeinen Krieg zu entzünden, dessen Ausgang und Ende kein sterbliches Auge zu übersehen vermag.
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