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1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 148

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
148 13. Frankreich unter Ludwig Philipp. behaupten oder aufgeben, beschränken oder erweitern solle, war in den ersten Jahren nach der Einnahme Algier's durch Bourmdnt (s. S. 47) unentschieden geblieben. Unter dem raschen Wechsel der Oberbefehlshaber und der Methoden der Verwaltung und Krieg- führung hatten die Franzosen in Algerien nichts gefunden als un- fruchtbare Kämpfe und Mühen, rühmlose Gräber für ihre Soldaten und Verschlechterung ihrer Finanzzustände. Da jedoch eine dahin abgeordnete Commission erklärte, die Ehre und das Interesse Frank- reichs gestatte nicht „die französischen Besitzungen in Nordafrika" auf- zugeben, so wurde Ende 1835 die Statthalterschaft über Algerien abermals dem Marschall Clauzel anvertraut, den Ludwig Philipp schon gleich nach seinem Regierungsantritte als Nachfolger des Le- gitimisten Bourmont nach Afrika gesandt hatte. Dieser eroberte Maskara (December 1835), die Residenz des jungen Emirs Abd-el- Kader, der seit 1833 der Hauptgegner der Franzosen war. Dagegen mißlang sein in zu später Jahreszeit (November 1836) unternomme- ner Zug gegen Achmet, Bey von Sonstantine, der wegen seiner wohlorganisirten Macht und wegen seiner Verbindungen mit dem be- nachbarten Tunis damals für den gefährlichsten Widersacher der französischen Herrschaft in Afrika galt. Nachdem Republikaner und Legitimisten (letztere besonders, seit- dem Karl X. am 6. November 1836 in Görz an der Cholera ge- storben) unschädlich geworden, erhob ganz unerwartet der (seit dem Ableben des Herzogs von Reichstadt 1832) todtgeglanbte Bonapar- tismus sein Haupt. Ludwig Bonaparte, einer der Söhne der Stieftochter und Schwägerin Napoleon's, der Exkönigin Hortensia, der schon bei den revolutionären Bewegungen in Italien eine Rolle gespielt hatte, hielt sich seit dem Tode des Herzogs von Reichstadt für den ver- fassungsmäßigen Erben des kaiserlichen Thrones und versuchte im Ein- verständnisse mit einigen Officieren von der Garnison in Straß- burg die Truppen dieser Stadt zu gewinnen. Am 30. October 1836, Morgens 5 Uhr, versammelte Oberst Baudrey sein Artillerie- Regiment im Hofe der Caserne und stellte ihm den Prinzen als Neffen und Nachfolger des Kaisers vor; seine und des Prinzen An- rede wurde von den Artilleristen mit Lebehochs auf den Kaiser er- wiedert. Als man aber von dort zur Infanterie-Caserne zog, und die Verschwornen hier im Hofe erschienen, brachten die Anreden des Prinzen und seiner Begleiter nur einen sehr zweifelhaften Eindruck hervor, den die Entschlossenheit und das Pflichtgefühl einiger Officiere bald gänzlich verwischten. Der Lieutenant Pleignier legte zuerst Hand an Ludwig Bonaparte, der von den Artilleristen zwar vertheidigt, aber nach einer kurzen und unblutigen Rauferei festgenommen wurde. Die Regierung glaubte der Sache keine Wichtigkeit beilegen zu dürfen und ließ den Gefangenen nach Cherbourg bringen, um nach Amerika eingeschifft zu werden. Mochten immerhin Gründe der Politik für die Freilassung des Prinzen Ludwig Bonaparte wie früher der Her-
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