1867 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
36. Der erste Kampf um Schleswig-Holstein.
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über die Beeinträchtigung des Handels durch den Krieg), und da die
preußische Regierung sich durch die Haltung der deutschen National-
Versammlung, namentlich bei den Debatten über die Herstellung einer-
provisorischen Centralgewalt, verletzt fühlte, so traten preußische Di-
plomaten mit dänischen in der schwedischen Stadt Malmö zum Ab-
schluß eines Waffenstillstandes unter Vermittlung Schwedens gegen
Ende Juni zusammen. Die Bedingungen sind bereits S. 367 mit-
getheilt worden; die ungünstigste derselben war die zuletzt getroffene
Bestimmung über die Dauer der Waffenruhe während der ganzen
Winterzeit (statt der Anfangs bestimmten 3 Monate). Die Annahme
des Waffenstillstandes durch die deutsche National-Versammlung
s. S. 367.
b. Der zweite Feldzug, 1849, und der Friede
von Berlin, 1850.
Nach dem Waffenstillstände von Malmö ward in den Herzog-
thümern eine sog. „gemeinschaftliche Regierung" unter dem
Vorsitze des Grafen v. Re v ent low eingesetzt, welche am 22. October
an die Stelle der provisorischen Regierung trat. Sie gewann an
dem preußischen General Bonin einen tüchtigen Befehlshaber für die
schleswig-holsteinischen Truppen, deren Zahl (14,000 Mann) wenig
(um 1000 Mann) verstärkt, deren Kriegstüchtigkeit aber wesentlich
erhöht wurde. Während des Winters fanden Unterhandlungen wegen
eines definitiven Friedens Statt, wobei „die Selbständigkeit Schles-
wigs", freilich nicht bloß Dänemark, sondern auch Holstein gegen-
über (also die Trennung der beiden Herzogthümer), als Grundlage
diente. Doch Dänemark bestand darauf, bei der Selbständigkeit
müsse doch „die unauflösliche Verbindung" des Herzogthums mit
Dänemark unberührt bleiben. Trotz aller Abmahnungen Englands,
Schwedens, Frankreichs gegen die Erneuerung des Krieges, kündigte
Dänemark, sobald das Meer den Operationen seiner Flotte günstig
war (26. März 1849), die Waffenruhe, ohne von einer jener war-
nenden und drohenden Mächte behindert zu werden. An die Stelle
der nur für die Dauer des Waffenstillstandes eingesetzten „gemein-
schaftlichen Regierung", trat jetzt für die fernere Verwaltung der
Herzogthümer eine „Statthalterschaft", bestehend aus dem Gra-
fen Reventlow-Preetz und Wilhelm Beseler, den beiden patriotischen
Männern, die bereits in der provisorischen Regierung den vorherr-
schenden Einfluß geübt hatten.
Der zweite dänische Feldzug sollte mit einem glänzenden Sbe-
siege der Deutschen beginnen. Der dänische General v. Krogh hatte
eine Landung in der Bucht von Eckernförde angeordnet, um die
deutsche, bei Flensburg stehende Armee im Rücken anzugreifen. Am
5. April früh 6 Uhr erschien das dänische Linienschiff „Christian Viii.",
die Fregatte „Geffon", die Brigg „St. Croix" nebst drei Kriegs-