1867 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
58. Der Bürgerkrieg in Nordamerika.
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und Geschicklichkeit ihm das allgemeine Vertrauen in hohem Grade
erworben hatten. Ehe dies geschah, zeigten sich noch einmal die Nach-
theile der Zersplitterung der Kräfte in recht schlagender Weise bei
drei vereinzelten Expeditionen in den ersten Monaten des Jahres 1864,
von denen die eine gegen Florida, die zweite gegen Alabama resp. Mo-
bile und die dritte gegen das Quellgebiet des rothen Flusses in der
Nordwestecke von Louisiana gerichtet war.
Als General Grant den Oberbefehl über die ganze Kriegsmacht des
Nordens erhalten hatte (Anfangs März), stellte er die Operationen
aus den untergeordneten Kriegsschauplätzen gänzlich ein und zog die
Truppen nach den entscheidenden Punkten zusammen, uni zwei größere
Unternehmungen auszuführen: dies war einmal die Ueberwältigung
der Armee des Generals Lee und die Einnahme von Richmond durch die
Potomac-Armee in Verbindung mit einer neu gebildeten, die sich bei
Chattanooga unter dem Befehl des Generals Sherman sammeln
sollte; sodann der Durchbruch des feindlichen Centrums, durch das
Vordringen der Armee von Georgien in die bisher noch vom Kriege
verschont gebliebenen Staaten am Golf von Mexico, wo die militäri-
schen Etablissements zerstört und so dem Süden die Mittel des Krieges
entzogen werden sollten.
Grant hatte der Potomac-Armee für den bevorstehenden Feldzug
die Hauptaufgabe zugedacht. Er überschritt mit derselben den Ra-
pidan, gegenüber der mit dichtem Buschwerk bedeckten sog. „Wilder-
neß", wo er glaubte, daß Lee am wenigsten einen Uebergang erwar-
ten würde; aber des letztern Feldherrntalent bewährte sich aufs Neue
in glänzender Weise dadurch, daß er die Absicht des Gegners sofort
erkannte und ihn nöthigte, sich mitten in der Wildniß, in einem
Terrain zu schlagen, in welchem er seine Ueberlegenheit nicht ver-
werthen konnte. So begann denn am 5. Mai jene Reihe von Schlach-
ten, welche den Mai 1864 zu dem denkwürdigsten Monate des ganzen
Krieges gemacht haben.
Vom 5. —12. Mai dauerten die Kämpfe fast ununterbrochen fort
in einem schwer zu durchdringenden Gebüsch, wo von der beiderseits
starken Artillerie nicht einmal Gebrauch gemacht werden konnte.
Dennoch war der Verlust, bloß durch Gewehrseuer, auf beiden Seiten
außerordentlich (der der Unirten 25,000 Mann, der der Conföderir-
ten 18,000 Mann) und stand in gar keinem Verhältnisse zur Er-
folglosigkeit dieser Kämpfe. Grant zog die Besatzungen der nördlich
vom Potomac gelegenen Plätze an sich und ging, so verstärkt, schon
am 18. wieder zur Offensive über, Anfangs ohne Erfolg, doch bald
(20. — 24.) zwang er die Conföderirten durch Umgehung ihres rechten
Flügels, ihre Stellung bei Spottsylvania aufzugeben und eben so
durch einen zweiten Flankenmarsch ihre befestigte Stellung zwischen
North- und South-Anna zu verlassen. Unter endlosen, meist blutigen,
aber wenig entscheidenden Gefechten gelangte er bis vor Petersburg
(im Süden von Richmond), vertrieb auch die Conföderirten aus den