1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
6
I. Die Israeliten.
war und der zu einem großen Volke herangewachscne Hirtenstamm,
der als solcher durch seine Religion und durch seine Gebräuche den
Aegyptiern immer entsremdct blieb, Besorgnisse einflößte, wurde er sehr
bedrückt, zur Ausführung riesenhafter Bauwerke benutzt *), als wäre
er in der Sklaverei, und sie hätten ihn ganz ausgerottet, wenn nicht
göttliche Hülfe eingetreten wäre. Gott erweckte demselben in Moses
einen Erretter und zugleich einen Gesetzgeber. Seine Geburt fiel in
die Zeit, da der Pharao die große Vermehrung des hebräischen Vol-
kes in seinem Lande durch die Ersäusung aller neugeborenen Knaben
zu hemmen befahl. Um diesem harten Schicksale ihren Säugling zu
entreißen, verbargen ihn seine Eltern drei Monate in ihrem Hanse.
Da er aber doch unmöglich der Aufmerksamkeit der wachen Aegyptier
entgehen konnte, so legte seine Mutter ihn in ein Schiffchen von Papyrus,
das gegen das Eindringen des Wassers durch Asphalt verwahrt war,
und setzte es an einen Ort am Nil, wohin die ägyptische Prinzessin
ins Bad zu gehen pflegte. Die Hoffnung der Eltern ward erfüllt:
das Kind ward gerettet, einer hebräischen Amme, seiner Mutter, über-
geben und von der Prinzessin au Kindes Statt angenommen. Am
ägyptischen Hofe erhielt Moses eine gelehrte Erziehung. Als er die
Frohnarbeiten seines Volkes sah und wie ein strenger Aufseher einen
Israeliten schlug, tödtete er deu Aegyptier und floh nach Arabien.
Hier ward er von dem Stamme der Midianiter gut ausgenommen,
erhielt von deren Priester und Stammhaupte Jethro dessen Tochterzip-
porah zur Frau und weidete dessen Herden, bis er auf außerordentliche
Weise den Ruf erhält, sein Volk, das bereits an 600,000 Männer
außer den Frauen und Kindern zählte, aus der ägyptischen Sklaverei
und vom Verderben zu befreien und dasselbe zugleich iu das Land
seiner Väter zu führen. Er kehrt nach Aegypten zurück und schickt sich
mit seinem Bruder Aaron dazu an, das große Werk zu vollziehen.
Das Joch, welches Pharao dem Volke Israel auferlegt hatte, wurde
immer unerträglicher, und die Maßregeln, wodurch er ihre Vermin-
derung oder gänzliche Ausrottung herbei zu führen beabsichtigte, immer
grausamer. Moses und Aaron eröffneten ihren Befreiungsplan den
Stamm- und Familienhäuptern, erschienen am ägyptischen Hofe und
forderten im Aufträge Jehovah's mit Nachdruck die Erlaubniß für ihr
Volk, zur Feier eines ihrem Gott zu veranstaltenden Festes in die Wüste
ziehen zu dürfen. Aber statt der Genehmigung fanden sie Verhöhnung
und zur Unterdrückung ähnlicher Gesuche vermehrte und erschwerte man
auf Befehl des Königs die Bauarbeiten, was auch deren israelitische
Aufseher gegen die Möglichkeit, das Verlangte zu leisten, erinnern moch-
ten. Die unerträglichen Lasten zogen dem Moses und Aaron Vorwürfe
) Rosellini (Monum. Storici Ii, 249) will auf ägyptischen Wandgemälden,
welche die Ziegelarbciter darstellen, die Israeliten erkennen, an der Haut-
farbe, der Gesichtsbildung und dem Barte.