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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 20

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
20 I. Die Israeliten. hovah's nicht beobachtet. Jetzt hätte Gott dein Königthum über Israel bestätigt in Ewigkeit, so aber wird es nicht bestehen, und Jehovah hat sich einen andern Mann nach seinem Sinne gesucht und ihn geordnet zum Fürsten über sein Volk." Hieraus verließ Samuel das Lager, und die frühere Abneigung gegen das Königthum erwachte von Neuem in seiner Brust; und wenn er auch nicht mehr an die Wiederherstellung der alten Ordnung denken konnte, in einem Augenblick, da das Land mehr als je vom Feinde bedroht war, so trug er doch seitdem Groll gegen Saul, in dessen Verfahren er einen vermessenen Eingriff in die heili- gen Rechte des Priesterthums erblickte. Saul und sein tapferer Sohn Jonathan siegten bei Gibea über die Philister und befreiten Israel von dem schmählichen Joche. Dieser erfolgreiche Kampf befestigte Saul's Herrschaft. Samuel aber konnte das eigenmächtige Verfahren und den unfolgsamen Sinn des Königs nicht vergessen, und sein Groll steigerte sich, als sich Saul in einem Krieg gegen die Amalekiter einer zweiten Uebertretung des im Auf- träge Jehovah's ergangenen priestcrlichen Gebotes schuldig machte. Statt nämlich alles Lebendige, sowohl Menschen als Vieh, „dem Jehovah zu bannen", verschonte Saul den gefangenen König Agag und einen Theil der erbeuteten Herden. Von der Zeit an trat die Entzweiung zwischen der weltlichen und geistlichen Macht immer mehr hervor. Die Grenzen der beiden höch- sten Reichsgewalten waren noch nicht so fest gezogen, daß nicht hie und da Uebergriffe der einen in die andere Statt gefunden hätten. Beson- ders scheint es Samuel schwer gefallen zu sein, die Machtbefugnisse, die er in seinen jüngern Jahren geübt, in seinem Alter mit einem Heerführer zu theilen, dem er nur nach langem Widerstreben eine hö- here Weihe verliehen. Samuel tritt überall mit gebieterischer Autorität auf; selbst im Kriege ertheilt er dem Könige Vorschriften und Befehle; er tobtet mit eigener Hand den Amalekiterfürsten Agag, den Saul ans Rücksicht auf seine hohe Stellung verschont hatte. Samuel und Saul sahen sich selten mehr. Jener lebte zu Rama, mit religiösen Dingen beschäftigt und den Prophetenschulen, die ihm ihre Entstehung oder ihre belebende Umgestaltung und Erweiterung verdankten, seine Sorge und Thätigkeit widmend; Saul in Gibea, sowohl ans die Beschützung des Landes gegen äußere Feinde, als auf die Hebung der innern Wohl- fahrt bedacht. Er war der Retter Israels in der bedrängtesten Zeit; er zerbrach das Joch der Philister im Westen und der Ammoniter im Osten und füllte das Land mit reicher Siegesbcute. Dabei beseelte ihn ein edler Eifer für die Aufrechthaltung der alten Religion. Er begünstigte Samuel's Propheten verein, wo Jünglinge zusammenle- bend sich in der Musik und andern edlen Künsten übten und zum Pro- phetenamte wissenschaftlich ausbildeten.
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