1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
76
V. Die Baktrer und Meder.
Die Wichtigkeit Baktriens erhellt endlich daraus, daß Alexander in
diesem Lande und in Sogdiana acht oder nach einer andern Nachricht
zwölf Städte gründete. Er legte daher ein großes Gewicht aus die
Behauptung dieser zwei Länder, welche unter allen ihm unterworfenen
asiatischen die am entferntesten nach Nordost gelegen waren; sie waren
die Marken seines großen Reiches gegen das innere Asien und die üu-
ßersten Vorposten des Hellenismus.
24. Die Arier in Iran im Dergteich mit den Ariern in
Indien.
(Nach Max Duncker, Geschichte des Alterthums.)
Die Arier in Indien und die Arier in Iran bieten den Anblick
von zwei verschiedenen Bildungen, welche ans einer Wurzel emporge-
wachscn sind. Diese Verschiedenheit ist wesentlich durch den Unterschied
der Länder, welche von diesen und jenen besetzt wurden, bedingt.
In einein Gebiete von schroffen Gegensätzen des Klima's, des Frucht-
landes und der Wüste erfüllt, blieb das Leben der Arier in Iran
mannhafter und kräftiger, bewahrte es seinen ursprünglichen Charakter-
treuer als im Gangeslande. Die Statuer entwickelten den alten Glau-
den vom Kampfe der guten und der bösen Geister zu einem System
des Gegensatzes der himmlischen und höllischen Heerschaaren. Ihre
Götter bleiben außer und über der Welt, sie sind die Schöpfer und
Geber alles Guten, und Ahuramasda (Ormuzd) wird in den ältesten
Hymnen des Zendavcsta kaum mit minderem Schwünge als Schöpfer
der Welt gepriesen, als Iehovah bei den Propheten der Hebräer. Den
Ariern in Iran ist nicht die ganze Natur, nicht die Natur als solche
böse und vom Uebel wie den Indern, sondern nur die dem Menschen
schädliche Seite derselben. Die Arier in Iran sind voll Ehrfurcht ge-
gen die Erde und freuen sich des Lebens, während die Inder dasselbe
verachten. Die Iranier sollen die dein Menschen wohlthätige Seite der
Natur unterstützen, die schädliche Seite von sich abwehren, sie sollen,
so weit es an ihnen ist, die Schöpfung des Teufels vernichten. Nicht
Selbstvernichtung, sondern Arbeit, Wachsamkeit, Thätigkeit wird von
jedem verlangt. Es waren hiermit praktische Aufgaben gestellt, welche
wieder ans die Erhaltung eines kräftigeren Willens zurückwirkten, wenn
auch diesem Kampfe gegen den Bösen in der Religion Zoroaster's
vielmehr ein abwehrender, ähnlich wie in der christlichen Lehre, als ein
angreifender Charakter beiwohnt. Auch die Arier in Iran haben eine
spéculative Anlage wie die Inder, auch sie wissen frühzeitig die leib-
liche und geistige Welt zu unterscheiden, auch sie haben eine Neigung
zur Distinction und Abstraction, zur Systematik und Rubricirung, aber
sie sind frei von der durch die Natur des Gangeslandes und durch