1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
25. Zoroaster (Zaeatusthra) und der Zendavesia. 7ä
ein Stoff oder eine eigene Welt vor der Schöpfung angenommen wird,
und die allgemeinsten Elemente der Natur bereits ueben Ormuzd be-
stehen; sodann durch den Antheil an der Schöpfung, der dem Ahriman
zugcwiesen ist.
Denn dem Urheber alles Guten und Reinen steht ein feindliches
Wesen und böser Geist gegenüber, „Angro-Mainjus" (Ahriman),
d. h. verderblicher Geist, genannt. Lüge ist sein Wesen, die Finsterniß
und der Tod sein Gebiet; durch Lüge bethört er die Menschen, durch
Zweifel macht er sie an der Wahrheit irre und ungewiß; aus Lüge
und Zweifel erwachsen alle bösen Thaten der Menschen. Er ist aber
nicht als der Beherrscher eines eigenen für sich bestehenden Reiches der
Finsterniß und des Bösen zu denken; sondern sein Böses sucht nur
überall dem Guten und Reinen sich beizumischen, und dieses zu über-
wältigen. Alle „schlechten Geschöpfe", giftige Schlangen, Raubthiere,
kriechende Thierc und Ungeziefer hat Ahriman geschaffen. Er hat also
Theil an der Schöpferkraft, er ist nicht ein erst durch Selbstbestimmung
böse gewordenes Wesen, sondern war von Anbeginn an wesentlich böse.
Die guten und bösen Geister. Die sechs Amschaspands
oder unsterblichen Heiligen, deren siebenter Orniuzd, zugleich aber auch
ihr Lenker und Schirmherr ist, sind personisicirte Kräfte und Eigen-
schaften, und ihre Namen sind daher aus Abstractionen gebildet; sie
heißen: der „Wohlwollende", der „ausgezeichnet Reine" u. s. f., aber
sie treten weder als Einzelwesen handelnd aus, noch nehmen sie als
solche eine besondere Verehrung in Anspruch, führen jedoch mit Ormuzd
im Paradiese ein seliges Leben. Da aber Ahriman sechs böse Geister
oder Dew's erschuf, die mit den Amschaspands kämpfen, so herrschen
alle zwölf abwechselnd über die Monate des Jahres dergestalt, daß in
jedem Monate dem herrschenden Einflüsse eines Amschaspands der feind-
liche eines Dew's und umgekehrt entgegensteht.
Mehr concretcr, persönlicher Natur, als die Amschaspands, sind die
Izeds (d. h. die Anbetungswürdigen). Sie werden zwar, mit jenen
verglichen, als niedere Genien bezeichnet, sind jedoch im Grunde auch
Götter, oder waren früher Götter, und einige von ihnen nehmen im
persischen Systeme wichtige Stellen ein. Da überhaupt das Universum
des Parsen von zahllosen, persönlich gedachten guten und bösen Kräften
oder Geistern angefüllt ist, so finden sich unter den Izeds auch bloße
Personificationen von Begriffen oder Tugenden, die nun als göttliche
Wesen angerufen wurden. Den Mithra hat Ormuzd größer und glän-
zender gemacht als alle andern Izeds des Himmels, er steht Ormuzd
am nächsten, und wird öfters mit diesem angerufen, ist der himmlische
Läufer mit tausend Ohren und tausend Augen, der Begleiter von Sonne
und Mond, der über das Weltall wacht, und, ein glänzender Sieger,
den Winter, den Ahriman eingeführt, überwindet. Taschter (Tistrya,
der Hundsstern) herrscht in der Luft, vertheilt den Regen, spendet
Keime und Säfte, schleudert den Blitz und belebt die absterbende Natur.
Elementendienst fand Zoroaster ohne Zweifel bei seinen Ariern