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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 92

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
Ä2 Vi. Die Perser. noch drei andere Erzählungswelsen über Cyrus kenne. Er hat diejenige gewählt, in der ihm die wenigsten Uebertreibungen vorznkoinmen schienen. Aber seine höchst anmuthige und liebliche Jngendgcschichte des Helden verräth auch ihren Sagencharakter deutlich genug*). Oesters kommt es vor, daß die Volksmeinung sich große und glückliche Helden, beson- ders Staatcnstister, als unter einem besondern göttlichen Schutze stehend vorstellt; dieser zeigt sich denn schon in wunderbaren Rettungen ans großen Gefahren, die ihnen gleich bei der Geburt drohen. Es scheint aber auch die Abstammung des Cyrus von einer Tochter des Astyages ersonnen und zwar von Medern, um ihr Volk zu trösten über den Verlust der Oberherrschaft durch die Vorstellung, daß die neue Dynastie doch ans dein Blute der alten entsprungen sei. Uebrigens hat es große Wahrscheinlichkeit, daß Ktesias persischen Ueberlieferungen folgt, Herodot medischen. Das letztere zeigt sich nicht nur in jener verwandtschaftlichen Anknüpfung der Achämeniden an den Astyages, sondern auch in dem Gewicht, welches ans die Rache und die List des Harpagus gelegt wird. Denn auch darin findet bis auf den heutigen Tag verletzter Rational- stolz Beruhigung, daß die Fremden nicht gesiegt haben würden ohne Verräthcrei der Einheimischen. Die Meder hatten indeß einen viel wesentlicheren Grund des Tro- stes über diesen Verlust als den Glauben an Verrath und an die Ver- wandtschaft der königlichen Häuser. Sie wurden nicht genöthigt, ihre Gesetze und Einrichtungen gegen die des siegenden Volkes zu vertauschen; vielmehr konnte es, da die Sieger keine Barbaren waren und herrschen aber nicht zerstören wollten, gar nicht anders kommen, als daß König- thum, Hofleben, Regierungsweise, Verhältniß der Stünde, im Wesent- *) Das, was Herodot über die Anfänge und das Ende des Cyrus erzählt, ge- hört, gleich den Erzählungen Diodor's von der Scrniramis, in das Gebiet der orientalischen Mährchen und leidet überdies an anffallenden inneren Widersprüchen, die anch an einem Mährchen zu tadeln sein würden. Astya- ges, ein Greis und ohne männliche Erben, der sich hätte freuen müssen, in dem Sohne einer geliebten Tochter einen Thronfolger zu ei halten, be- fiehlt rhu zu ermorden, weil ihm ein Traum die dereinstige Größe dieses Enkels verkündige. Er will also lieber den Thron auf einen Fremden übergehen lassen, um seine eigenen Nachkommen nicht über Asien herrschen zu lassen. Alö der Knabe durch einen glücklichen Zufall gerettet worden, ist er zwar voll Freude hierüber, nimmt aber an dem ihm verwandten und vertrauten Harpagus, der hierbei nichts weiter verschuldet, als daß er den Mordbefehl nicht selbst vollzogen hat, die scheußliche Rache, dessen eigenen Sohn schlachten und dem Vater zum Mahle vorsctzen zu lassen-, dennoch stellt er später denselben Harpagus an die Spitze des wider den Cyrus ausgerüsteten Heeres. Die beabsichtigte Verbrennung des kriegsgefangenen Crösus mit vierzehn gefangenen lydischen Jünglingen ist, von der dem son- stigen Charakter des Cyrus nicht entsprechenden Grausamkeit abgesehen, mit dem persischen Feuerdienst nicht zu vereinbaren, welcher nicht gestattete, das edelste und reinste Symbol der Gottheit durch Verbrennung mcnschli- cher Körper zu entweihen; auch kommt kein anderes Beispiel vor, daß per- sische Könige, wie erfinderisch sie in Hinrichtungsqualen waren, den Feuer- tod angewendct halten. (K. A. Menzel, historische Lehrstücke I. S. 207 s.)
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