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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 124

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
124 Vii. Die Aegyptier. Empfindung des Göttlichen und Wunderbaren in der Thiernatur mit dem eigenen inneren Leben der Menschen durch die Seelenwauderung vermittels geheimer Bande verbunden, so hörte das Grauen vor dem Thierischcn, z. B. beim Krokodile, ans, und Nützliches wie Schädliches, Muth wie Schlauheit, gewannen einen geheimnißvollen Reiz, als Ver- kleidung menschlicher Gemüthsart und Zustände. Der wahre Sinn der berühmten Stelle Herodot's (Ii, 123) über den eigentlichen Grund der ängstlichen Sorge der Aegyptier für die Erhaltung und gleichsam Unvergänglichkeit des Leichnams kann also kein anderer sein, als daß nach ägyptischem Glauben die Seele beim Schei- den vom tobten Körper, mit gar seltenen Ausnahmen, eine Wanderung durch Thierkörper während 3000 Jahren antrcten muß, ein Zeitraum, welchen Plato ebenfalls für die Seelenwanderung entnimmt und den Kreislauf der Nothwendigkcit nennt, nach pythagoreischem Gebrauche. Die Seele fährt nämlich beim Tode ihres Leibes in irgend einen thie- rischen gerade in dem Augenblicke entstehenden Körper, ehe sie wieder in den menschlichen Körper, auf gleicher oder höherer Stufe, zurückkehrt oder in Osiris ruht. Daß nun die Seele in diesem ihrem Schicksals- laufe gestört oder gehindert werde, wenn ihr altes menschliches Gefäß nicht erhalten bleibe, war entschieden der Volksglaube der Aegyptier; ohne Zweifel, verglichen mit dem ursprünglichen Sinne der Priester- lehre, ein grober Aberglaube, aber ein den Gesetzgebern, und nament- lich im dichtbevölkerten Aegypten, sehr heilsam scheinender. Eben so war es mit dem Glauben der Gri-echen und Römer an die Nothwen- digkeit der Bestattung für die Einkehr der Seele in die unsichtbare Geistcrwelt. Des Menschen Seele ist, nach der Aegyptier Glauben, göttlich und also unsterblich. Sie hat eine persönliche, sittliche Verantwortlich- keit zu tragen. Heillose Thaten verbannen sie von Gottes Angesicht; verzeihliche Sünden schiebt der Glaube auf den Leib, der dafür auch der Vernichtung Preis gegeben wird. Der gerechtfertigte Mensch ist sich bewußt, ein Sohn Gottes zu sein, bestimmt, Gott zu schauen am Ende seiner Wanderung. Aus der Anschauung der Verbindung des Glaubens an die Un- sterblichkeit mit dem Glauben an die Seelcnwanderung durch die Thier- körper erklärt sich also der Thierdienst und die Darstellung der mensch- lich gebildeten Gottheiten mit Thierköpfen, aller, außer Osiris; der Gott der Geisterwelt, der Richter der Seele, ist nur Mensch. In je- dem Thiere wohnt dem Aegyptier etwas Göttliches; einige, Stier und Bock, waren unmittelbare Symbole der Naturkraft; in allen aber konnte die Seele eines Vorfahren weilen auf ihrer sühnenden Wanderung. Nur jener Zusammenhang des Thierdienstes mit dem Unsterblich- keitsglauben und der Idee der Seelenwanderung erklärt die seltsamsten Erscheinungen dieses ägyptischen Symbolismus: so die feierliche und kostbare Bestattung und Aufbewahrung der Mumien der heiligen Thiere,
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