1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
40. Sesostris (Ramses der Große). 141
40. Sesostris (Namses der Große).
(Nach Max Uhlemann, Handbuch der ägyptischen Alterthumsknnde.)
Aegypten erreichte den Gipfel seiner Größe und seines Glanzes un-
ter Ramses dem Großen, den die Griechen Sesostris nennen. Um
ihn zu künftigen Kriegsthaten tüchtig zu machen, ließ ihn sein Vater
gemeinschaftlich mit denjenigen Knaben, welche mit ihm an demselben
Tage in ganz Aegypten geboren worden waren, erziehen und schon früh-
zeitig in den Waffen üben und zu kriegerischen Unternehmungen heran-
bilden. Auch soll der junge Sesostris schon bei Lebzeiten seines Vaters
sein Feldherrntalent an den Tag gelegt und Arabien und einen Theil
von Afrika erobert haben. Hierbei ist unter dem eroberten Arabien
ohne Zweifel nur das ägyptische Arabien, die östlich vom Delta lie-
gende, sogenannte Grenzprovinz Tiarabia zu verstehen, in welcher
auch die Israeliten Wohnsitze angewiesen erhielten. Nachdem er selbst
den Thron bestiegen hatte, faßte er den großartigen Entschluß, alle
Reiche des Erdbodens zu erobern und zu einer Univcrsal-Monarchie
zu vereinigen.
Bevor er jedoch seinen großen Kriegszug antrat, mußte es seine
erste Sorge sein, seine Mitstreiter zum Kriege geneigt zu machen, den
Zurückbleibenden Ruhe und Frieden zu sichern und Neuerungen vorzu-
beugen, welche seine Herrschaft im eigenen Lande hätten gefährden kön-
nen. Er erwarb sich deßhalb zunächst den Dank und die Liebe seines
Volkes durch beträchtliche Schulderlasse und Geschenke an Gold und
Ländereien. Demnächst theilte er das ganze Land in sechsunddrcißig
Districte oder Nomen ein und stellte an die Spitze eines jeden dersel-
den einen Statthalter oder Nomarchen, so daß er, über die Verwaltung
des Reiches während seiner Abwesenheit beruhigt, nunmehr zur Aus-
rüstung seines Kriegsheeres schreiten konnte. Obgleich nämlich Aegyp-
ten eine nicht unbedeutende Kriegerkaste, die das Land zu schützen ver-
pflichtet war, besaß, so hielt er diese doch nicht für seinem großartigen
Zwecke genügend und vermehrte sein Kriegsheer durch Anwerbung der
kräftigsten Leute aus den andern Kasten bis auf 600,000 Mann Fuß-
volk, 24,000 Reiter und 27,000 Streitwagen. Außerdem unterhielt
Sesostris eine Flotte von vierhundert Schiffen im rothen Meere, welche
die Inseln und Küsten des Festlandes bis nach Indien hin beunruhigen
und angreifen sollte, und eine zweite im mittelländischen Meere, welche
Cypern, die Seeküste von Phönicien und einige der cykladischen Inseln
eroberte.
Mit diesem großen Heere brach Sesostris zunächst gegen Aethiopien
auf, welches er ohne Mühe eroberte und tributpflichtig machte. Man
sieht also, daß die Eroberungen, welche er noch bei Lebzeiten seines Va-
ters gemacht haben sollte, sich nicht weit erstreckt haben können, da er
erst jetzt das Nachbarland Aethiopien überwand und unterjochte. Von
hier aus soll er mit seiner Flotte über das Meer von Afrika nach