1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
48. Natur und Charakter der Carthagcr.
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genschützen. Der Handel bestand in Tausch. Die Carthager brachten
allerhand Putzsachen für Weiber und Geschirr für Pferde, künstliche
Becher, größere irdene Gefäße, Wein und ägyptisches Linnen. Sie
tauschten dagegen Elephantcnzähne und Häute ein, so wohl von wilden
als zahmen Thieren.
Weiterhin, sagten die Carthagcr, könne man nicht schiffen. Die
See sei voller Untiefen und doch so dicht mit schwimmenden Kräutern
bedeckt, daß die Schifffahrt dadurch gehindert werde. Wären also die
Carthager wirklich an diesen dürftigen Küsten stehen geblieben? Hätten
sie nicht den Weg zu den reichen Goldlündern gefunden, die erst in der
Nähe des Senegal ihren Anfang nehmen? — Man würde es ihnen
nicht verdenken können, wenn sie auch ein Geheimniß daraus gemacht
hätten; aber — es ist kein Geheimniß geblieben, cs ist verrathen worden.
Schon Hanno's Entdeckungsreise ging bis jenseit des Senegal und
Gambia. Allein sie war bloße Entdeckungsreise. Die Wildheit der
Einwohner erlaubte ihm nicht, dort Handel anzufangen. Ausgespäht
aber hat wiederum jenes Geheimniß des Goldhandels eben der tiefe
Forscher, dessen Wißbegierde so Vieles zu erfahren wußte, — Hcrodot.
„Die Carthager haben mir erzählt", sagt er (Iv, 106), „daß sic außer-
halb den Säulen des Hercules nach einem Volk an der libyschen Küste
zu schiffen pflegten. Wenn sie dort angelangt wären, brächten sie ihre
Waaren ans Ufer, legten sie dort hin, und gingen wiederum zu Schiffe,
nachdem sie einen Ranch hätten anfsteigen lassen. Auf dieses Zeichen
kämen die Einwohner ans Meer, legten neben den Waaren Gold hin,
und entfernten sich wieder. Die Carthager stiegen dann wieder aus,
und sähen zu, ob es genug sei. In diesem Falle nähmen sic cs, und
gingen davon. Wäre es aber nicht genug für die Waaren, so stiegen
sie wiederum zu Schiffe, und warteten; jene aber kämen wieder herbei
und legten noch mehr Gold hinzu, bis sie die anderen befriedigten.
Keiner aber thüte dem andern Unrecht, denn die einen berührten weder das
Gold, bis es dem Werth der Waaren gleich käme, noch die anderen die
Waaren, bis jene das Gold genommen hätten."
Herodot ist so oft der Leichtgläubigkeit beschuldigt worden, bis die
Folge später Jahrhunderte seine Zuverlässigkeit bewährte, und so ist cs
auch hier der Fall. Wir wissen nicht nur jetzt gewiß, daß es mit die-
sem stummen Handel seine völlige Richtigkeit hat, sondern auch be-
stimmt, daß er in den Goldländern am Niger geführt wird.
48. tlatur und Charakter der Carthager.
(Nach Georg Weber, allgemeine Weltgeschichte.)
Fassen wir die einzelnen Züge des äußern und innern Lebens der
Carthager zusammen, so werden wir die Geistesrichtungen und Natur-
beschaffenheiten des semitischen Stammes und insbesondere des phöni-