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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 191

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
51. Die älteste Bevölkerung Griechenlands. 191 Darin stimmen jedoch die meisten Ansichten überein, daß in ihnen auch wieder die erzeugenden, befruchtenden und fruchtbringenden Kräfte in der Natur verehrt worden sind, aber dieser Grundgedanke ist durch eine große Mannichfaltigkeit von Combinationcn so verschieden ausgebil- dct worden, daß die Kabiren Einigen als die höchsten, überweltlichen und weltschöpferischen Kräfte, Anderen als untergeordnete Dämonen der Fruchtbarkeit erscheinen. So erblicken wir Alles, was die Pelasger betrifft und von ihnen ausgeht, in einem ungewissen Dämmerlichte. Sie haben unzweifelhafte Spuren ihres Daseins und ihrer Wirksamkeit hinterlassen, aber wegen des hohen Allerthums, aus dem sie stammen, fast unkenntlich gewordene und schwer zu deutende. Wir übergehen die Leleger und einige andere nicht bedeutende Stämme, die neben den Pelasgcrn als Urbewohner Griechenlands ge- nannt werden, haben aber die Thracier zu beachten, da sich an sie ein eigenthümliches Culturelement knüpft. Diese Thracier der mythi- schen Zeit, die in der macedonischen Landschaft Pierien am Nordabhange des Olympus ihre Heimat hatten, von wo aus sie nach verschiedenen Gegenden von Hellas zogen, haben höchst wahrscheinlich mit den bar- barischen Thraciern in dem Lande dieses Namens nichts gemein. Thra- cien scheint den ältesten Griechen das unbestimmt gedachte Land im Norden des ihrigen gewesen zu sein. Pierien wurde damals noch darun- ter begriffen, bei späterer genauerer Kunde wurden die thracischcn Grenzen weiter nach Mitternacht gerückt, und so der Name auf ganz andere Völker übertragen. Die pierischen Thracier waren gewiß ein den Hellenen nahe verwandter Volksstamm, wie die Pelasger, und wur- den, wie diese, später zu Hellenen, daher es auch zu erklären ist, daß sie nur in der mythischen Zeit Vorkommen. Wie die Pelasger als Gründer der Civilisation zu betrachten sind, welche den Menschen an den Boden fesselt und die Bedürfnisse des Lebens befriedigt, so diese Thracier als Urheber der musischen Künste, als Väter der griechischen Poesie. Wir finden sie am Helikon und Parnaß, den Musenbergen, deren Natur, deren Wälder und Quellen zum Gesänge begeistern, wo gleichsam der Gesang der Natur den menschlichen hervorricf. Die ältesten, noch dazu dem Mythus angehörenden Dichter, Sänger, Tonkünstler werden Thra- cier genannt. Hieher gehört vor Allen Orpheus, der entweder ein Sohn des Apollo und der Muse Kalliope heißt, oder, wenn ihm ein anderer Vater gegeben wird, doch von Apollo die von Hermes erfun- dene Laute erhalten hat. Was von den Wirkungen erzählt wird, die er durch die wunderbare Macht ihrer Töne und seiner Stimme her- vorbrachte, gehört zu den bekanntesten griechischen Fabeln. Er entzückt die Menschen und zähmt die wilden Thiere, Bäume und Felsen, ihrer Stelle entrückt, folgen ihm, ja, selbst die unerbittlichen Götter der Un- terwelt werden von diesem unwiderstehlichen Zauber so ergriffen, daß sie ihm gestatten, seine schon gestorbene Gattin Eurydice aus dem Schat- tenreiche in die Oberwelt zurückzuführen. Orpheus ist der rein my- thische Ausdruck für die von den Göttern stammenden und sich in dank-
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