1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
65. Die beiden ersten messenischen Kriege.
2.19
Im Vertrauen auf den erueuten Bund mit den Arkadern hoffte
Aristomenes jetzt entscheidend zu siegen, aber deren König Aristokrates
hatte sich heimlich von den Lacedämoniern bestechen lassen, forderte in
der Schlacht am Graben seine Mannschaft zur Flucht auf und brachte
dadurch die Messenier in solche Verwirrung, daß ungeachtet aller Ta-
pferkeit ihre Niederlage nicht zu vermeiden war. Als Aristomenes sah,
daß nunmehr das offene Land nicht mehr behauptet werden könne, so
führte er die Messenier nach dem Berge Ira, ließ diesen auf alle Weise
befestigen und von hier aus so viele und so bedeutende Raubzüge unter-
nehmen, daß, nach mannichfaltiger, abschreckender Zerstörung, die Lace-
dämonier vorzogen, alles benachbarte Land unbebaut liegen zu lassen.
Doch vergaßen sie nicht der Vorsicht gegen größere Unternehmungen,
sondern stellten deßhalb hin und wieder versteckte Posten aus. In einen
solchen Hinterhalt fiel endlich der zu kühn gewordene Aristomenes, ward
verwundet, mit seinen Begleitern gefangen, und von den Lacedämoniern
verurtheilt, in die Keaden oder tiefen Höhlen bei Sparta hinabgestürzt
zu werden. Alle Anderen fanden durch den Fall ihren Tod, nur Ari-
stomenes kam unversehrt hinab, hüllte sich in seinen Mantel und er-
wartete sein Ende drei Tage lang. Da hörte er endlich ein Geräusch,
ungewiß woher, und entdeckte mit Mühe in der Finsterniß, daß ein
Fuchs durch irgend eine Oefsnung hineingekommen war und an den
Leichnamen nagte. Leise schlich Aristomenes hinzu, ergriff den Fuchs
mit einer Hand, deckte sich mit der in den Mantel gehüllten zweiten
gegen Bisse und folgte dem Thicre so-bis zu dem Orte, wo cs in die
Höhle eingedrnngen war. Die Oefsnung erschien zwar zu klein, um
hindurch zu kriechen, allein Aristomenes erweiterte sic mit großer An-
strengung, entkam nach Ira und erzählte das Geschehene den Mes-
seniern, welche über seine Gefangennehmung, mehr noch aber über-
feine Rettung erstaunten. Als die Lacedämonier durch Ueberläufer hie-
von Nachricht bekamen, spotteten sie des Mührchens, bis Aristomenes
die nachlässig gegen Ira anrückenden Korinthier in der Nacht überfiel,
gänzlich schlug und ihr Lager eroberte. Bald nachher brachte er dem
Zeus zum zweiten Male das Opfer der Hekatomphonia, weil er mit
eigener Hand nun zweihundert Feinde getödtet; er sott das Glück oder
Unglück gehabt haben, dies Opfer auch zum dritten Male darzubieten.
Durch ein Weib bereiteten die Götter den Untergang von Ira, wie
von Troja. Ein lacedämonischer Ueberläufer, der dicht vor Ira wohnte,
hatte die Frau eines Messeniers gewonnen und besuchte sic, wenn ihr
Mann ans dem Posten war; aber unerwartet kehrte dieser einst in einer-
stürmisch regnerischen Nacht heim und erzählte, daß Aristomenes ver-
wundet sei und die mehresten Wachen des argen Wetters halber nach
Hause gegangen wären. Dies alles hatte der versteckte Laconier mit
angehört, eilte, sobald er entwischt war, in das lacedämonischc Lager,
erzählte und führte die Feinde nach Ira. Unbemerkt erstiegen sie die
Mauern, und erst das anhaltende Bellen der Hunde machte die Messenier
anfmerksam. Zwar sammelten sie sich jetzt ohne Verzug, allein die