1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
75. Der Feldzug des Xerxcs gegen Griechenland.
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Mit Peitschenhieben mußte bald der König seine Knechte auf die Hel-
lenen treiben lassen. Eine Wolke von Pfeilen flog gegen diese kleine
Heldenschaar. Dennoch drangen die Griechen immer weiter über die
Leichen vor und verbreiteten rings um sich her Tod und Verderben.
Endlich siel Leonidas, und nun entspann sich ein mörderischer Kampf
um seine Leiche. Viermal wurde die wogende Masse, der Perser zu-
rückgedrängt, und noch war die tapfere Schaar unbesiegt. Als aber
der Feind im Rücken heranzog, wurde die kleine Heldenschaar von der
Menge der Feinde auf einem Hügel, auf den sie sich zurückgezogen
hatte, umzingelt, und zum Vordringen zu erschöpft, erwartete sie unter
dem dichtesten Pfeilregen den Tod, um den vaterländischen Gesetzen zu
gehorchen und um in späteren Zeiten durch ihr gegebenes Beispiel zu
großen Thaten zu begeistern.
Zu eben derselben Zeit, als Xerxes mit seinem Ungeheuern Land-
heere gegen die Thermopylen vorgerückt war, hatte auch die persische
Flotte an der hafenlosen Küste Magnesia's beim Vorgebirge Sepias
Anker geworfen. Wegen der großen Menge der Schiffe wurden diesel-
den allemal acht hinter einander tief in die hohe See anfgereiht. Der
persischen Flotte gegenüber lag die griechische Flotte bei Artemisium
in sicherer Bucht vor Anker. Als daher ein fürchterlicher Sturm sich
erhob, der drei Tage laug mit heftigem Brausen anhielt, und die per-
sischen Schiffe nicht zeitig genug ans Land gezogen werden konnten, so
wurden 400 persische Schiffe von den Ankern losgerissen und an den
Felsen zertrümmert. Die Griechen frohlockten, beteten zum Retter Po-
seidon und opferten ihm. Trotz dieses Verlustes erschien den Griechen
die persische Flotte noch immer groß und gewaltig; daher wollten die
meisten, besonders die Peloponnesier, die nur auf ihre eigene Sicherheit
bedacht waren, sich lieber von Artemisium in das Innere von Griechen-
land zurückziehen. Die Perser dagegen schickten 200 Schiffe um Euböa
herum, um den Griechen den Rückweg abzuschneiden. Sobald dies die
Griechen durch Ueberläufer erfuhren, faßten sie den Entschluß, jenen
200 Schiffen rasch entgegen zu gehen. Sie erbeuteten 30 feindliche
Segel und zogen sich darauf wohlbehalten mit einbrechender Nacht nach
Artemisium zurück. In eben dieser Nacht erhob sich wieder ein furcht-
barer Sturm, welcher 200 persische Schiffe an der hafenlosen aber
klippenreichen Ostküste Euböa's zerschmetterte. Am folgenden Tage er-
hielten die Griechen zugleich mit dieser Kunde eine Verstärkung von 53
neu angelangten attischen Schiffen. Dies ermuthigte sie, einen neuen
Zugriff zu versuchen. Sie thaten einen Ausfall und nahmen vor den
Augen der feindlichen Hauptflotte eine Abtheilung cilicischer Schiffe
weg. Sowohl diese Verwegenheit der Griechen, als auch die Furcht
vor dem Zorne des Königs veranlaßte endlich am dritten Tage die An-
führer der feindlichen Flotte zu einem Hauptangriffe. Es war derselbe
Tag, an welchem Leonidas sich mit seiner Heldenschaar in den Tod
stürzte. Der Kampf war auch hier äußerst hartnäckig; die hereinbre-
chende Nacht trennte erst beide Parteien, ohne daß ein völliger Sieg