1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
86. Ausgang des peloponnesischen Krieges.
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Sturz des erstern entschieden. Der Verlust an und für sich war ganz
unbedeutend, die Athener blieben zur See fortwährend überlegen; denn
umsonst bot Alcibiades dein Lysander vor Ephesus eine Schlacht an;
dieser hütete sich wohl, sich durch falsches Ehrgefühl Hinreißen zu lassen,
er hielt sich still im sichern Hafen. Die Athener aber gaben den Auf-
hetzungen der Feinde des Alcibiades nur zu leicht Gehör, sie setzten ihn
ab und wählten an seine Stelle neue Feldherren.
Hatte in dem Hermokopiden-Prozeß das Verfahren der Athener sich
wenigstens einigermaßen entschuldigen lassen, so war es diesmal so ver-
kehrt als ungerecht und ohne' alle Entschuldigung. Der Unfall war,
wie gesagt, ganz unbedeutend und Alcibiades trug keine Schuld daran.
Das Schwerste, was man ihm vorwerfen konnte, war, einem eiteln, un-
bedeutenden Mann, wie Antiochus, den Oberbefehl während seiner Ab-
wesenheit anvertraut zu haben, bei seinen bestimmt und klar ausgespro-
chenen Instructionen mußte er das aber für gefahrlos halten. Jedenfalls
war er fähig, den erlittenen Nachtheil bald wieder gut zu machen und
allein dem furchtbaren Gegner Lysander gewachsen.
Ruhig verließ Alcibiades die Flotte und zog sich nach seinem Schlosse
auf dem thracischen Chersonese zurück. Ohne Rachegefühl gegen seine
bethörten Mitbürger lebte er hier fern von dem politischen Treiben der
Heimat.
86. Ausgang des peloponnesischen Krieges.
(Nach F. C. Schlosser's Weltgeschichte für das deutsche Volk, bearbeitet von
G. L. Kriegk.)
An die Stelle des Alcibiades wurden zehn Strategen oder Anfüh-
rer ernannt, unter welchen Ko non und Thrasyllus die fähigsten waren.
Zum Glück für Athen war damals auch für Lysander die Zeit des
Oberbefehls abgelaufen, und der Nachfolger desselben, Kallikratidas, sei-
nem Vorgänger sehr unähnlich. Kallikratidas war ein Mann von
rauhen spartanischen Sitten, der sich nicht dazu verstehen konnte, in den
Vorzimmern persischer Satrapen zu erscheinen und durch unwürdige
Schmeicheleien dasjenige dnrchznsetzen, was auf geradem Wege nicht zu
erlangen war. Als er bald nach seiner Ankunft auf der Flotte sich an
das Hoflager des Cyrus in Sardes begeben hatte und dort einige Tage
hindurch die verlangte Audienz nicht erhalten konnte, reifte er, ohne
den Prinzen gesehen zu haben, mit der Erklärung ab, daß es eine
Schande für die Griechen sei, sich um des Geldes willen vor Barbaren
zu demüthigen. Wegen dieses Benehmens wurde er von den Persern
nur sehr lau unterstützt. Nichts desto weniger führte er den Krieg mit
Glück. Er eroberte zuerst die Stadt Methymna auf Lesbos. Hierauf
schnitt er Konon von der übrigen Flotte der Athener ab, nahm ihm
30 Schiffe weg und schloß ihn in dem Hafen von Mityleue ein