1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
360 Ix. Die Griechen.
dieselbe Zeit wurden die Spartaner auch zu Lande in einem eigentlichen
Treffen geschlagen.
Diese glücklichen Ereignisse und Umstände der ersten Kriegsjahre
wurden von Epaminondas und Pelopidas, welche dieselben mit herbei-
führen halfen, sehr geschickt benutzt, um ihrer Vaterstadt den verlorenen
Vorrang unter den böotischen Städten wieder zu verschaffen, und auf
diese Weise aus den vereinten Kräften Böotiens eine große Macht zu
bilden. Böotien, dessen Einwohnerzahl nicht geringer war, als die von
Attika, bildete von alten Zeiten her einen Staatenbund, dessen Abge-
ordnete sich ans dem Gebiete der Stadt Koronea zu versammeln Pfleg-
ten, und welchem besondere vom Bunde erwählte Beamte, Böotarchen
genannt, Vorständen. Theben war früher das Haupt des böotischen
Bundes gewesen, hatte aber durch den Frieden des Antalcidas diese
Stellung verloren. Epaminondas und Pelopidas verschafften ihrer
Stadt den früheren Vorrang wieder, und Theben leitete von jetzt an
nicht eben bloß als Vorort des Bundes die Angelegenheiten desselben,
sondern es wurde auch der eigentliche Herr und Gebieter von Böotien.
Die Selbständigkeit aller griechischen Staaten, wie der Antalcidische
Friede sie verlangte, war jetzt für Athen, welches durch die wachsende
Macht der ganz Böotien beherrschenden Thebaner bedroht ward, eben
so vortheilhaft und erwünscht, als für Sparta, dessen Einfluß außer-
halb des Peloponnes ganz aufgehört hatte. Nur Theben mußte dabei
verlieren, weil ihm dadurch jene Herrschaft geraubt worden wäre.
Sparta und Athen kamen also über einen dem des Antalcidas ähnlichen
Friedensschluß überein, welcher, wie es scheint, überdies noch durch die
Drohungen persischer Gesandten unterstützt wurde. Alle griechischen
Staaten nahmen diesen Friedensvertrag an, Theben aber erklärte sich
dazu nur unter der Bedingung bereit, daß cs denselben ebenso im Na-
men von ganz Böotien unterzeichnen dürfe, wie Athen ihn für das Land
Attika, und Sparta zugleich für Lakonien und Messenien unterzeichnet
hatte.
Die Spartaner zogen in Folge des Friedens ihre Truppen und
Harmosten aus allen Gegenden und Ocrtern zurück, befahlen aber ihrem
Könige Kleombrotus, welcher mit einem Heere in Phocis stand, aus
diesem Lande nicht sogleich nach Sparta zurückzukehren, sondern zuerst
in Böotien einzubrechen und die Thebaner zur Wiederherstellung der
Unabhängigkeit der dortigen Städte zu zwingen. Kleombrotus mar-
schirte daher mit seinem ganzen Heere nach Böotien. Die Thebaner
schickten sogleich ihre ganze Kriegsmacht unter der Anführung des Epa-
minondas und Pelopidas gegen ihn ans, obgleich ihr Heer dem spar-
tanischen an Zahl weit nachstand.
In der Ebene von Leuktra, wo die beiden Heere znsammentrafen,
kam es am 8. Juli 371 v. Ehr. zur Schlacht. Von beiden Seiten
wurde mit großer Tapferkeit gesuchten; der Muth der heiligen Schaar
aber, die Tüchtigkeit und Gewandtheit der thebanischen Reiterei und
vor Allem das große Feldherrntalent des Epaminondas, welcher bei