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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 371

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
97. Demosthenes als Staatsmann. 37! aus er mit nassen Augen nach dem nahen Attika hinüberblickte. Plötzlich und unerwartet brach ein neuer Strahl durch die Gewölle. Die Nach- richt erscholl, Alexander sei todt. Der Augenblick der Befreiung schien da zu sein, ganz Griechenland gerieth in Bewegung, die Gesandten der Athener durchzogen die Städte, unter sie mischte sich Demosthenes, sprach, half und bewirkte, daß sie sich gegen Macedonien verbanden. Zum Er- satz dafür beschloß das Volk seine Rückkehr, und für Jahre von Leiden folgte endlich ein Tag hohen Lohnes! Eine Triere ward nach Aegina gesandt, den Sachwalter der Freiheit zu holen. Ganz Athen erhob sich, kein Magistrat, kein Priester blieb in der Stadt, als der Ruf er- scholl, daß Demosthenes ans dem Piräus heraufziehe. Ucberwättigt von seinen Gefühlen breitete er seine Arme aus und pries sich glück- licher als Alcibiades, denn nicht gezwungen, sondern freiwillig rufe ihn sein Volk zurück! Es war ein Sonnenblick des Glücks, den bald schwär- zere Gewölle als je vorher verdunkeln sollten! Antipater und Kraterns siegten, mit ihnen in Athen die macedonische Partei; Demosthenes und seine Freunde wurden in den Anklagestand versetzt, und auf Dcmadcs' Antrag zum Tode vcrurtheilt. Sie hatten sich schon vorher heimlich aus der Stadt entfernt, aber wo einen Zufluchtsort finden? Hyperides mit zwei Andern hatten sich auf Aegina in das Heiligthum des Aiax geflüchtet. Umsonst, sie wurden weggerissen, zum Antipater geschleppt und hingerichtet! Demosthenes war nach der Insel Kalanria bei Trözen entkommen und nahm seine Zuflucht in den Tempel des Neptun. Ver- gebens beredete ihn Archias, Antipater's Trabant, ihm Gnade verspre- chend, sich zu ergeben. Er täuschte ihn, als wollte er noch etwas schrei- den, biß die Feder auf und verschlang das in ihr verborgene Gift. Dann verhüllte er sich mit zurückgesenktem Haupt, bis er seine Wir- kung fühlte. „Sie haben," ries er ans, „o Poseidon, Deinen Tempel entheiligt, ich aber will, Dich ehrend, ihn noch lebend verlassen!" Aber schon am Altäre sank er nieder, und ein schneller Tod entriß ihn einer Welt, die nach dem Fall des Vaterlandes für ihn kein Glück mehr ha- den konnte. In welch' einem ganz andern Lichte müßte uns noch wohl ein De- mosthenes erscheinen, wenn wir über seine politische Thätigkeit genau im Einzelnen unterrichtet wären? Was mußte dazu gehören, ein Bünd- niß zu Stande zu bringen, wie er sie wiederholt zu Stande gebracht hat? Welche Reisen, welche Verbindungen, welche Kunst die leitenden Männer zu gewinnen und überhaupt die Menschen zu behandeln? Welche Mittel standen diesen Staatsmännern des Alterthums zu Gebote, wenn wir sie mit denen der neuern Zeit vergleichen? Sie hat- ten keine Befehle ans dem Cabinet zu ertheilen; sie geboten nicht über die Schätze der Völker; sie konnten nicht mit Gewalt erzwingen, was man gutwillig nicht-leisten wollte. Selbst die Vergleichung, welche man mit britischen Staatsmännern anzustellcn geneigt sein könnte, gilt nur in so fern, als auch diese der Bcredtsamkeit bedurften und durch diese wirkten. Aber die andern Mittel, die einem Pitt zu Gebote standen, sich eine 24*
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