1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
103. Alexander und die Griechen.
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den Heere, jedoch von wenig Hellenen begleitet, seine Züge gegen Per-
sien. In Macedonien ließ er Antipater, mit einem Heere von 12,000
Mann Fnßvolk und 1500 Reitern, als Statthalter zurück. Was wäre
diese Macht gegen die vereinten Kräfte von Hellas gewesen?
Der Sieg bei Arbela, welcher die Macht Persiens brach, schien der
Wendepunkt, wo die Uebermacht Macedoniens für immer entweder ent-
schieden, oder vernichtet werden könne. Die Verhältnisse schienen das
Letztere zu begünstigen. Darius war noch nicht gänzlich besiegt und
hatte Mittel in den Händen, sich durch Miethtruppen zu verstärken;
Alexander dagegen konnte es nicht wagen, seine Macht zu thcilen, weil es
ihm darum zu thun sein mußte, wenigstens auf einem Punkte die Ueberle-
genheit zu behaupten. Thracien war bereits im Aufstande; Memnon, welcher
als Feldherr von Alexander selbst dahin geschickt worden war, hatte die von
Macedonien abhängigen Barbaren zum Abfall bewogen, und Antipater,
welcher mit den zurückgelassenen Truppen auch Hellas sichern sollte,
mußte seine ganze Macht gegen die Empörer wenden.
Unter solchen Umständen faßte der junge, muthvolle König Agis
von Sparta, welcher schon nach der Schlacht bei Issus, von Darius
mit Geld und Schiffen unterstützt, mit 8000 vom Schlachtfelde ent-
flohenen Miethtruppen einen glücklichen Zug nach Kreta zu Gunsten
der Perser unternommen hatte, den Entschluß, Hellas zu befreien. Fast
alle Peloponnesier und einige Gleichgesinnte jenseits des Isthmus schlos-
sen sich an Sparta an. Bald befand sich Agis an der Spitze von
20,000 Fußgängern und 2000 Reitern. Furcht und das Andenken an
Alexander's Wohlwollen hielt Athen ab von der Theilnahme am Auf-
stande.
Antipater, welcher den Aufstand der Hellenen in seinen Folgen für
gefährlicher hielt, als Thracien's Abfall, schloß sogleich mit Memnon
einen möglichst vortheilhaften Frieden, und eilte nach dem Peloponnes.
Durch Hülfsvölker treuer Hellenen verstärkt, bestand er mit 40,000
Mann bei Megapolis einen harten aber siegreichen Kampf gegen die
Peloponnesier. Agis' Heldentod vernichtete abermals jede Hoffnung.
Antipater überließ auch dieses Mal die Entscheidung über den Frevel
der Spartaner den auf dem Isthmus versammelten Hellenen; diese aber
verwiesen sie an Alexander selbst. Nachdem daher Antipater fünfzig
Geißeln aus den edelsten Geschlechtern zu Sparta erhalten hatte, schick-
ten die Lacedämonier eine Gesandtschaft an Alexander, um ihre Unter-
würfigkeit zu erklären und Verzeihung zu erbitten. Sparta erhielt sie.
Die Achäer und Aetolier allein mußten 120 Talente an Megalopolis
zahlen, welches die Theilnahme am Aufstande der Peleponncsier stand-
haft verweigert hatte, und von den Unfällen des Krieges am meisten
betroffen worden war. Dies geschah im Jahre 330 v. Ehr. Seit
dieser Zeit verhielten sich die Hellenen ruhig.