Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte des Alterthums - S. 394

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
394 X. Die macedonischen Reiche. zurück. „Wenn ich Alexander wäre," sagte Parmenio, „würde ich um diesen Preis von weiteren Kriegen abstehen." „Auch ich," war die Antwort, „wenn ich Parmenio wäre." Sein Streben war auf den Besitz des ganzen Morgenlandes gerichtet; in Babylon und Susa wollte er seinen glänzenden Herrschersitz aufschlagen. Ehe er aber dem flüch- tigen Gegner über den Euphrat folgte, beschloß er zuerst das phönicische Küstenland und Aegypten in seine Gewalt zu bringen, um diese wich- tigen Länder, aus denen die Perser ihre Schisse und Seeleute zogen, nicht unbesiegt im Rücken zu lassen. Zwanzig Jahre waren vergangen, seitdem König Ochus und sein Rathgeber Bagoas auf Sidon's Brandstätte und auf den zerstörten Heiligthümern in Memphis die persische Herrschaft aufgerichtet; und welche Früchte diese Blutsaat getragen, gab sich bei Alexanders Er- scheinen sogleich kund. Denn nur die Inselstadt Tyrus leistete ihm Widerstand. Die klugen Kaufleute, im Besitz einer ansehnlichen Flotte, glaubten ihre feste Felseninsel gegen einen König ohne Seemacht so lange behaupten zu können, bis Darius mit einem neuen Heere herbeikäme; und welchen reichen Lohn würden sie dann von dem dankbaren Groß- könig für ihre Treue erwarten dürfen! Alexander durfte die wichtige Inselfeste nicht hinter sich lassen, sollte nicht sejn ganzes Werk gefährdet sein. Irgend ein Unfall der Macedonier am Euphrat oder Nil wäre für sie ein Zeichen zum Abfall gewesen, wodurch die Perser einen sichern Stützpunkt zu feindlichen Unternehmungen und zu Verbindungen mit Griechenland gehabt hätten. Darum wurde die Belagerung von Tyrus beschlossen, eine der denkwürdigsten Wafsenthaten des Alterthnms. Ueber den Meeresarm, welcher Jnseltyrus von der Altstadt trennte, ließ Alexander mit unsäglicher Mühe einen Damm auffnhren, wozu er Cedern vom Libanon und Steine von der verlassenen und zerstörten Uferstadt verwendete. Wie sehr auch die Einwohner von ihren Mauern und Schiffen durch Wurfgeschosse und Steine das Werk erschwerten, geschützt von zwei hölzernen Thürmen mit Schirmdcckcn rückten die Ar- beiter immer näher an das felsige Gestade der Insel. Während die Soldaten von den Holzthürmen aus dem Damme die Mauern mit allen Mitteln der Belagernngsknnst zu erschüttern und mit Wurfmaschinen und Fallbrücken die Vertheidiger von den Zinnen zu vertreiben sich ab- mühten, schloß die Flotte die Felseninsel zur Seeseite vollständig ein. Aber die Tyrier leisteten verzweifelten Widerstand und trotzten den Angriffen des Feindes mit Gegenerfindungen von eben so viel Kühnheit als Geschicklichkeit. Sie schlossen die engen Hafenmündungen mit dich- ten Reihen starker Kriegsschiffe und mit Sperrketten ab; sie verhinder- ten die Annäherung der feindlichen Trieren durch Einsenknng großer Stcinmassen; Taucher zerschnitten die Ankertaue der mit Schirmdächern und Maschinen beladenen Fahrzeuge; durch kühne Ausfälle suchten sic die Einschließung zu durchbrechen. Aber nach einer siebenmonatlichcn Belagerung, die von beiden Seiten mit dem größten Aufwand von Kraft, mechanischer Kunst und außerordentlichen Entwürfen geführt, Alles über-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer