1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
105. Alexander's Feldzug nach Indien.
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Bewohner dieses Gebiets vermocht, ihren Widerstand aufzugeben. Den
sich ergebenden freien Indern ließ er ihren Besitz; zu ihren Städten
sandte er Porus mit dem Aufträge, in sie Besatzungen zu legen, und
übergab ihm den Befehl auch über dieses Land. Dieser erhielt dem-
nach die Herrschaft über das ganze ebene Land zwischen dem Hydaspes
und dem Hyphasis, so weit es bis dahin von Alexander durchzogen
worden war. Er herrschte über sieben Völker, über 2000 ansehnliche
Städte und viele Dörfer.
Alexander ging von Sangala mit dem Haupttheile seines Heeres
nach Norden in das Land der Kekaja, dessen König Sopeithes genannt
wird. Dieser zog dem Alexander im festlichen Auszuge entgegen, brachte
ihm reiche Geschenke dar und bot ihm sein Reich an. Alexander be-
stätigte ihn in seiner Herrschaft und erhielt von ihm 150 der trefflichen
Jagdhunde seines Landes.
Von hier gelangte Alexander an den Fluß Hyphasis, den östlichsten
der Flüsse des Pendschabs, welchen er erreichte. Die Berichte seiner
Begleiter lassen uns darüber keinen Zweifel, daß es seine Absicht war,
das große innere Indien an dem Ganges auzugreisen und siegreich bis
zu den Mündungen des Stromes und dem östlichen Meere vorzudrin-
gen; man kann aber bezweifeln, ob er den Gedanken gefaßt habe, dieses
unermeßliche Gebiet seinem Reiche einzuverleiben, da die Weise, in wel-
cher er die Verhältnisse des Fünfstromlandes ordnete, bekundet, daß er
nur eine mittelbare Herrschaft und die Anerkennung seiner Oberhoheit
beabsichtigte. Die Ausführung wurde ihm durch den unüberwindlichen
Widerwillen der Macedonier unmöglich gemacht. Die wirksamste Ur-
sache, daß ein so sieggewohntes und ruhmsüchtiges Heer sich weigerte,
seinem Führer zu neuen und größern Siegen zu folgen, war ohne Zweifel
der Umstand, daß es während des indischen Feldzuges alle die Be-
schwerden zu erdulden gehabt hatte, welche die Regenzeit mit sich führt
und die Mühseligkeiten und Strapazen verdoppelt. Die Aussicht, ein
zweikes Mal diese Jahreszeit in Indien aushalten zu sollen, mußte be-
sonders entmuthigend auf den Geist des Heeres wirken. Eine zweite
Ursache waren die Berichte von der großen Macht des Königs der Pra-
sier und der Tapferkeit der Inder des innern Landes. Dazu kam
noch das Heimweh der Macedonier und die Aussicht, daß die Heimkehr
durch dieses Unternehmen in unbestimmte Ferne gerückt werden würde.
Auch würde er in dieser Ferne nicht leicht die Verluste seines Heeres
haben ersetzen können und bei dem geringsten Unfälle würden die indischen
Könige des Fünfstromlandes das ihnen aufgezwungene Joch abgeworfen
haben. Alexander gehorchte gegen seinen Willen dem Gesetze seiner Be-
stimmung; für Indien war noch nicht die Zeit gekommen, in den Ver-
lauf der Weltgeschichte hineingezogen zu werden, und Alexander nicht
bestimmt, dieses zu bewirken.
Zum Andenken seiner Thaten und zum Danke an die Götter, die
ihn so weit siegreich geführt hatten, ließ Alexander zwölf hohe, thurm-
ähnliche Altäre aus Quadersteinen errichten, von jeder der zwölf Pha-