1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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X. Die macedomschen Reiche.
der Reiterei geworden war, schaffte er die Mißbräuche ab; er ging in
die einzelnen Städte, tadelte die Feigheit, entflammte den Ehrgeiz der
jungen Leute und übte sie ohne Unterlaß, ohne irgend einen vom Dienste
zu entbinden. Bald brachte er ihnen dadurch eine bedeutende Geschick-
lichkeit zu jeder Art des Kampfes bei. Mit dieser neu geschaffenen
Reiterei, welche von seinem Muthc belebt war, schlug er in dem Ge-
fechte am Flusse Larisns die eleische und ätolische Reiterei in die Flucht;
mit eigener Hand tödtete er den feindlichen Anführer. Hierdurch erwarb
sich Philopoemen in Griechenland großen Ruhm und der achäischen Rei-
terei zuerst Achtung. Daher wurde er schnell zur Strategie befördert.
Als er durch dieses Amt an die Spitze des Staates trat, warf er sein
Hauptaugenmerk ans eine allgemeine Verbesserung des Fußvolkes, wel-
ches sich im übelsten Zustande befand. Nie hatten die Achäer einen so
großen Feldherrn gehabt und insbesondere nie einen solchen Meister in
der Taktik, welche Kunst Philopoemen durchaus auf praktischem Wege
studirte. Auch ließ er ungeachtet seiner großen persönlichen Tapferkeit
selten aus den Augen, daß er nicht bloß Mitkämpfer, sondern Anführer
war; er glaubte, ein guter Feldherr müßte in der Schlacht nicht eine
besondere Heeresabtheilung befehligen, sondern bald vorn, bald hinten,
bald in der Mitte sein, auf Alles seine Aufmerksamkeit richtend, um
zur rechten Zeit die Fehler zu verbessern.
116. Das Reich der Sekunden im Vergleich zu dem der
Lagiden (Ptolemäer) *).
(Nach Ludwig Flathe, Geschichte Macedoniens.)
Groß und glänzend stand, vom Indus bis zu den Küsten Phöni-
ciens, dem Taurus, der Wüste Arabiens und der Grenze Aegyptens
reichend, das Reich da, das Seleuens „der Sieger (Nikator)" sich
geschaffen. Ein gutes Loos war ihm gefallen, und wenn er und seine
Nachkommen im Reiche die Gunst des Geschicks begriffen und sie zu
nutzen verstanden, so konnte der Seleucidcn Herrschaft Dauer und Stärke
gewinnen. Sie mußten sich freuen diese Seleuciden, daß die Verbin-
dung mit Europa aufgehoben war, sich freuen, daß Aegypten, immer
ein böser Anhang des Perserreiches, ausgeschieden worden von ihrem
Besitz, sich freuen, daß die Verpflichtung, die so drückend auf dem Kö-
nig Alexander gelegen, für Asien ein Morgenländer, für Europa ein
Abendländer zu sein, auf ihnen nicht mehr lag. Sie mußten sich fer-
ner freuen, daß nichts mehr sie hinderte, in Sprache, Weise und Sitte
zu Persern zu werden und des Reiches Sitz in Persien, Medien und
Susa aufzuschlagen.
*) Vgl. I. G. Droysen, Geschichte des Hellenismus Ii. S. 54 ff.