1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Xi. Die Römer.
vornehmsten Familien der Albaner — die Julier, Servilier, Quinctier,
Geganier, Curiatier, Clölier — in das römische Patriciat aufnahm.
Endlich baute Tullns dem Senat des vergrößerten und erstarkten Staa-
tes ein würdiges Obdach, die nach ihm benannte Hostilische Curie, —
jenen ehrwürdigen Bau, der über sechs Jahrhunderte lang der gewöhn-
liche Versammlungsort des Senats war, bis er 52 v. Ehr. bei dem
stürmischen Leichenbegängnisse des Clodius in Flammen anfging.
Im Vertrauen auf die erstarkte Macht seines Reiches versuchte
Tullns das Kriegsglück nach allen Seiten hin: gegen die Sabiner, die
Latiner und die Etrusker.
Aber über den unaufhörlichen Kriegen kamen die frommen Ordnun-
gen Nnma's in Verfall. Der Gottesdienst wurde versäumt: verkehrte
Religionsgebräuche kamen auf; trotziger Sinn nahm überhand. Bereits
gab sich der Zorn der Götter in drohenden Anzeichen kund. Auf dem
Albancrberg fiel ein Steinregen; in Rom brach eine Pest aus. Doch
alles dies wandte den trotzigen Sinn des nur nach Krieg und Erobe-
rung dürstenden Königs nicht, bis auch ihn eine langwierige Krankheit
auf's Lager warf. Nun wurde er klcinmüthig, und er, der vorher nichts
für weniger königlich gehalten hatte, als die Beschäftigung mit dem
Gottesdienste, unterwarf sich jetzt ängstlich allen religiösen Satzungen
und Gebräuchen. Die Götter aber blieben stumm und thaten ihm kein
Heilmittel kund. Endlich versuchte er, durch Numa's geheime Zauber-
formeln dem Jupiter Elicius Offenbarungen abzuzwingen; aber das
Verfahren, das er einschlug, war verfehlt, und Jupiter, durch die Ver-
messenheit des Zudringlichen gereizt, sandte zürnend seinen Blitzstrahl
ans ihn herab. Tullns verbrannte sammt seinem ganzen Hause, und
es ward nichts mehr von ihm gesehen. Zweiunddreißig Jahre hatte
seine Herrschaft über Nom gewährt.
127. Ancus Marcius.
(Nach Fr. Dor. Gerl ach und I. I. Bachofen, Geschichte der Römer.)
So ruhmvoll Tullus Hostilius' 32jährige Regierung gewesen war,
so hatte sie dennoch Numa's Andenken nicht verdunkeln können. Denn
als der Thron erledigt und das Zwischenreich wieder eingetreten war,
wurde der Enkel Numa's, Ancus Marcius, vom Volke erwählt
und vom Senat bestätigt. Auch ist er Anfangs ganz in die Fußstapfen
des frommen Königs cingetretcn, und, weil bei den unaufhörlichen Krie-
gen unter Tullus die Verehrung der Götter entweder vernachlässigt,
oder fremde Gebräuche eingerissen waren, so stellte er die frühere Ord-
nung wieder her, führte Alles wieder auf die Satzungen Numa's zurück
und ließ zu diesem Behuse eine Abschrift derselben au einem öffentlichen
Orte anfstellen, damit sie Jedermann zugänglich wären. So t)at er
namentlich das Fetialrecht weiter ausgebildet und mit neuen Bestim-