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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 618

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
618 Xi. Die Römer. zu ermüden, während Scipio unablässig thütig war, überall selbst theil« nehmend, und das Werk der grausamen Vernichtung leitend, bis er ab- gespannt und entkräftet niedersank, und von der Höhe herab den Schau- platz der Zerstörung überblickte. Da erschienen vor ihm am siebenten Tage Abgeordnete aus der Burg, und baten um freien Abzug für die, welche Byrsa verlassen woll- ten; denn, obgleich Hasdrubal noch an rcichbesetztcr Tafel schwelgte und die annehmlichen Bedingungen, welche ihm Scipio anbieten ließ, wenn er die Burg auslieferte, mit Verachtung zurückwies, so ließ doch der immer drückender werdende Mangel voraussehen, daß man sich nicht lange mehr würde halten können. Scipio gewährte ihnen die Bitte; nur die Ueberläufcr nahm er aus. Diese, etwa. 900 an der Zahl, flohen mit Hasdrubal und dessen Familie in den Tempel des Aesculap, während die Bewohner Byrsa's, und die Uebrigen, welche sich dahin gerettet hatten, nicht weniger als 50,000, sich der Großmuth des Sie- gers überließen, und einstweilen in Gewahrsam genommen wurden. Hasdrubal vertheidigte sich mit seiner kleinen Schaar eine geraume Zeit, da der Tempel ans dem höchsten Felsengipfel lag. Als aber Hunger, Schlaflosigkeit und fortwährende Anstrengung die Kräfte der Besatzung aufgerieben hatte, floh er heimlich aus dem Tempel, und flehte fußfäl- lig den römischen Fcldherrn um Gnade an. Scipio zeigte den Treu- losen der verlassenen Schaar, welche nach Ausstoßung fürchterlicher Schmähungen gegen den Despoten den Tempel in Brand steckte. Als Hasdrubal's Gattin die Flamme erblickte, trat sie mit ihren beiden Kindern an die Zinne des Tempels, spottete mit bitterem Hohne ihres verrätherischen Gatten, tödtete darauf die Knaben und stürzte sich mit ihnen in die lodernde Glut. Bei dem erschütternden Anblick der theils noch brennenden, theils in Trümmern und Schutthaufen vor ihm liegenden Stadt, entströmten Thränen des Mitleids und jener heiligen Wehmuth, die jedes bessere Gemüth bei solcher Gelegenheit bewegt, den Augen des Edelsten aller Römer, und der Vergänglichkeit aller irdischen Macht und Hoheit ge- denkend, sprach er, den sinnenden Blick starr vor sich hingewandt: „Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt, Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs." (Homer, Ilias Iv, 165.) Polybins, sein Freund, der, neben ihm stehend, fragte, welche Deutung er diesen Worten gebe, vernahm als Weissagung aus seinem Munde, was die Geschichte laut verkündet hat: den Untergang der Römerstadt. Hierauf ward dem Heere einige Tage lang Ertaubniß zur Plünde- rung dessen gegeben, was die Flamme verschont hatte; nur alles Gold und Silber und die Weihgeschenke der Tempel wurden nach Rom ge- schickt. Unbeschreiblich war die Freude, welche die Nachricht von Car- thago's Zerstörung in Rom verbreitete. Es wurden sogleich zehn Se- natoren nach Afrika geschickt, die in Gemeinschaft mit Scipio die Einrichtung der neuen Provinz besorgen mußten, welche Jahrhunderte hindurch eine der Hauptstützen des römischen Weltreichs sein sollte. Die
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