1830 -
Weimar
: Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
- Autor: Melos, Johann Gottfried
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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hoch über die Erbe, und haben 2 oder 3 Abtheilungen,
die vordere für die Männer, und für die jungen Thiere
der Heerde, welche des Nachts nicht im Freien bleiben
können, die hintere, durch einen Vorbang von der vorder»
getrennte, für die Frauen. Sechs oder sieben Datteln, in
zerlassene Butter getaucht, und ein wenig geronnene Milch
dazu — mehr bedarf der Beduine einen ganzen Tag nicht,
um satt zu werden. Eine Lanze, ein Sabel, eine Pfeife,
eine Handmühle, ein Kochtopf, ein Wassereimer, eine Pfan-
ne, eine Matte, ein Mantel, — dieß ist das ganze Ge-
räthe, welches man in seinem Zelte findet- Nur die Rei-
chen leben etwas besser, und haben mehr Bequemlichkeiten.
Das Oberhaupt jeder Familie führt den Titel Scheik;
mehrere Familien zusammen machen einen Stamm aus,
und lagern sich zusammen. Einer dieser Scheiks, der dann
gewöhnlich Emir heißt, d. i. Befehlshaber, gebietet dem
ganzen Stamm. Man unterscheidet die Stamme durch
die Namen ihrer Oberhäupter, wie auch kn der Bibel die
Israeliten, welche Canaan eroberten, in 12 Stämme ge-
theilt waren, und nennt die zu einem Stamme Gehörigen
die Kinder des Stammoberhaupt.es, auch wenn sie
nicht von ihm erzeugt sind; so waren auch unter dem
Namen der Kinder Israel gar Manche begriffen, die
den Jacob nicht zum leiblichen Vater hatten. Alle Be-
duinen sind gastfrei; doch liegt es' besonders den Ober-
häuptern ob, Fremde zu bewirthen und zu beherbergen;
sie gehen den Fremden entgegen, sobald sie dieselben er-
blicken, laden sie freundlich ein, schlachten ihnen zu Ehren
Ziegen oder Kälber, backen Kuchen in der heißen Asche,
(ganz wie es 1. Mos. 18, 1 ff. erzählt wird), und sorgen,
so lange sie ihre Gäste sind, daß ihnen nicht das mindeste
Leid geschieht. Bücher und Wissenschaften haben die Be-
duinen nicht; Abends sitzen sie gern beisammen vor ihren
Zelten, und erzählen einander Geschichten, die mit der größ-
ten Aufmerksamkeit angehört werden. Ausschweifungen
und Grausamkeiten ckommen selten bei ihnen vor; doch
halten sie Raub und Blutrache für keine Sünde; ja sie
meinen, da Gott ihnen ein so armes Land gegeben, so
habe er sie selbst dadurch gleichsam angewiesen, die Wohl-
habenden zu plündern, welche durch dasselbe ziehen. Au-
ßerhalb ihres Lagers überfallen sie daher die Reisenden,
und die Karavanen, und oft rufen sie den Geplünderten
noch bei'm Abschied zu: „Gott erfreue dich!^ Wenn ein
Araber von dem andern getödtet wird, so übernehmen es