1830 -
Weimar
: Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
- Autor: Melos, Johann Gottfried
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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6. Mos. 16, 10. Cap. 26, 12.). Die Eingeladenen beka-
men gewöhnlich auch schöne Kleider geschenkt; daher, Matth.
22, 12., der Schlechtgekleidete keine Entschuldigung hatte.
Z) Vomheirathen und dengebräuchen dabei.
Die Heirathen wurden gewöhnlich früh geschlossen. Die
Wahl der Braut hing bei den Israeliten, wie bei andern
alten Völkern, eigentlich von den Vätern ab, und diese wur-
den über die gegenseitige Verehligung ihrer Kinder einig,
ohne daß der Bräutigam und die Braut einander gesehen
hatten, oder gegen den Vertrag der Eltern viel einwenden
durften. So ist es größtentheils noch jetzt im Orient üb-
lich. Die von dem Vater für seinen Sohn ausgesuchte
Braut bekommt der Bräutigam nicht anders als verstohlner
Weise zu sehen; sprechen aber kann er sie gar nicht bis zur
Hochzeit. So streng wird über die Eingezogenheit der Frauen-
zimmer gehalten. Die Ehen zwischen sehr nahen Verwand-
ten waren verboten. —
Die Verlobung geschah zwischen dem Vater und den
leiblichen Brüdern der Braut und dem Vater des Bräuti-
gams. Dieses Eheverlöbniß geschah vor Alters nur münd-
lich, und wurde durch Zeugen rechtskräftig gemacht. Bei
dieser Verlobung wurden zugleich auch die Geschenke be-
stimmt, welche den leiblichen Brüdern der Braut gemacht
wurden, so wie der Kaufpreis, welcher dem Vater der Braut
bezahlt werden sollte; denn die Braut mußte bei den alten
Israeliten eben so, wie bei vielen andern alten Völkern, im
eigentlichen Verstände gekauft werden. Bei den Babyloniern
wurden sogar die mannbaren Mädchen jährlich öffentlich ver-
steigert. Der Preis war sehr verschieden. Ein gewöhnlicher
und reichte auch dieses nicht hin, so war er doch noch nicht ge-
nöthiget, zu betteln, sondern er konnte sich mit Weib und Kind
auf 6 Jahre in die Sclaverei verkaufen, und so Versorgung fin-
den. Wollte aber ein Verarmter dieses Mittel nicht ergreifen,
sondern lieber betteln gehen, so wäre er als ein Taugenichts
verabscheuet worden, der ohne Arbeit auf anderer Leute Unkosten
leben wollte. So denkt man noch jetzt in Persien, wo es auch
sehr wenig Bettler giebt. Die ersten Bettler finden wir unter
den Israeliten, unter David. Jndeß zogen sie, selbst zur
Zeit Jesu, nicht von Haus zu Haus herum, was eine sehr
gefährliche Sache ist, sondern sie hielten sich bei den Hausthüren
der Reichen auf, saßen auf den Straßen, und auch vor dem Ein-
gänge des Tempels (Marc. 10, 46. Luc. 16, 20. Apostelgesch.
3, 2.) Sie sprachen diejenigen an, die ein- und ausgingen, und
denen sie auf den Straßen begegneten. Man gab ihnen Speisen
oder Geld «.Luc. 16, 21. Matth. 26, 9.). Heut zu Tage ziehen
die Bettler auch im Orient von Haus zu Haus