1830 -
Weimar
: Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
- Autor: Melos, Johann Gottfried
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
116
der Bestattung der Leiche, zu dem Grabe hingingen, und da
weinten (Ioh. 11, 31.X Noch jetzt besuchen im Morgen-
lande die Frauen, nach dem Begrabniß, eine gewisse Zeit
hindurch, das Grab, und weinen da täglich eine Stunde.
Was die besondern Aeußerungen der Traurigkeit anbetrifft,
so ist das Zerreißen der Kleider eine sehr alte und allge-
meine Sitte. Man zerriß bald das Oberkleid, bald das Un-
terkleid, bald auch beide. Die Israeliten legten in der Trauer
die Sandalen und den Turban ab, gingen barfuß, mit ent-
blößtem Haupte, verhüllten das Kinn mit dem Oberkleide
(Ezech. 24, 17h, rauften sich das Haupthaar und auch den
so hoch geschätzten Bart aus, oder schoren beide gnnz ab.
Auch streuten sie Koth, Staub oder Asche auf das Haupt.
In diesem erbärmlichen Anzuge rangen sie die Hände über
den Kopf (2. Sam. 13, 19.), schlugen sich mit lautem Weh-
klagen auf die Brust oder an die Hüften, stampften mit den
Füßen, zerkratzten sich das Angesicht, und machten sich Ein-
schnitte in das Gesicht, in die Hände und Arme. Unter
diesen verzweifelten Aeußerungen saß oder lag man auf der
bloßen Erde oder im Staube, oder man walzte sich im
Staube herum, fastete oder genoß doch keine köstlichen Spei-
sen, Und trank keinen Wein. Einige Trauergebrauchc wa-
ren von Mose ausdrücklich untersagt (3. Mos. 19, 28. 5.
Mos. 14, 1.). Um die Leidtragenden zu zerstreuen und auf-
zuheitern, gaben die Freunde derselben, nach der Beerdigung
der Leiche, eine Leichenmahlzeit (Ezech. 24, 17. Jerem. 16,
7.). Gewöhnlich wurden die Verstorbenen nur von ihren
Verwandten betrauert. Ueber Könige aber und sonst um
den Staat sehr verdiente Personen war bei den Israeliten
die Trauer durch das ganze Land allgemein.
1) Vom Kriegsdienste *).
Bei den alten Israeliten war Jeder, sobald er das 20ste
Jahr zurückgelegt hatte, Soldat, mit Ausnahme der Leviten,
welche vom Kriegsdienste ausgeschlossen waren. Man kann
sich daher denken, daß ihre Armee sehr ansehnlich seyn muß-
te ; indeß zog selten das ganze Heer zu Felde. Nur in
äußerster Gefahr, bei großer Macht und Ueberlegenheit der
*) Obgleich das Kriegswesen mehr in den Abschnitt über die Re-
gierungsvcrfasstmg gehört, so habe ich doch das Wenige davon
hierher verlegt, weil es in das häusliche Leben ebenfalls vielfach
eing reist.