1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Drittes Kapitel.
Meißen an. Unterweges eröffnete ihm die Gemahlin des Grafen Siegfried
von Nordheim, bei welchem ec gastliche Aufnahme gefunden hatte, daß ihre
Stiefsöhne, den Haß der Sachsen gegen ihn theilcnd, nach seinem Leben
strebten. Trotz dieser Warnung setzte der Markgraf die Reife fort und ge-
langte am 30. April 1002 nach Poelde bei Herzberg, wo er, nicht ohne
muthkge Gegenwehr, in nächtlicher Weile von den jungen Grafen von
Nordheim und Catlenburg erstochen wurde.
Bernhard Ii., welcher seinem Vater Bernhard I. 1 o 11 in der Regie-
rung des Herzogthums Sachsen folgte, beleidigte durch unbillige Harte den
Erzbischof von Bremen und Hamburg, und lud durch Habgier den Haß
der einzelnen seiner Gewalt zinspflichtigen slavischen Stamme auf sich.
Noch hielt sie das Ansehen ihres Fürsten Mistewoi ab, die Waffen zu er-
greifen; als aber Bernhard I!., einem früher gegebenen Versprechen zuwi-
der, dem Slaven die Hand seiner Tochter verweigerte, da erhob sich Miste-
woi, und mit ihm waren die Slaven bereit, an ihrem Unterdrücker em-
psindliche Rache zu nehmen. Von da, wo die Saale sich in die Elbe er-
gießt, bis zu dem Nordstrande von Holstein standen die durch die Abgabe
des Zehntens an christliche Priester erbitterten Slaven auf, tödteten die Ver-
kündiger der neuen Lehre und rissen die christlichen Kirchen zu Boden.
Wenn es auch dem Herzoge von Sachsen gelang, durch Hülfe des Reiches
die Aufgestandencn zu züchtigen und in Werben an der Elbe die aberma-
lige Huldigung von ihnen zu erzwingen, so blieb doch die schon aufgegan-
gene Saat des Ehristenthums vernichtet, an deren Gedeihen sächsische Prie-
ster seit langer als 100 Jahren unablässig gearbeitet hatten. Selbst der
von den Mönchen des Michaelisklosters in Lüneburg erzogene Gottschalk
verleugnete, als er nach dem Tode seines Vaters Mistewoi'zur Herrschaft
über die Obotriten berufen wurde, den Glauben seiner Jugend, opferte den
beimischen Göttern und überzog ganz Nordalbingien, bis es den Sachsen
gelang, sich seiner zu bemächtigen. Als er aus der Haft zu seinem Volke
zurückkehrte und, durchdrungen von der Wahrheit der christlichen Lehre, den
Wiederaufbau der eingeascherten Kirchen und Klöster begann, erwarb er die
frühere Liebe seiner Unterthanen nie wieder. Bernhard Ii aber suchte seit-
dem die benachbarten Slaven durch Milde an sich zu ketten. Als er 10.59
starb, theilten sich seine beiden Söhne dergestalt in das Erbe, daß Ordulph
(Otto) das Herzogthum Sachsen, Hermann aber die nordalbingischcn Be-
sitzungen des Vaters erhielt.