1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Viertes Kapitel.
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die Bischöfe von Ratzeburg und Meklenburg wurden gemordet, und viele
sächsische Familien Nordalbingiens verließen die Heimath, um sich auf dem
Harze niederzulassen. Durch diese Ereignisse sanken die ehrgeizigen Hoff-
nungen Adalberts auf Errichtung eines nordischen Patriarchats für immer
zusammen. Einer der bedeutendsten Männer jener Zeit am Hofe Hein-
rich's Iv. war Graf Otto von Nordheim, der, außer seinen an beiden Sei-
ten der Weser und Werra gelegenen Erbgütern, auch über das 1061 ihm
zu Lehen gegebene Herzogthum Baiem gebot.. Sein Reichthum und das
Ansehen, in welchem er in ganz Deutschland stand, erweckte ihm bald eine
Schaar von neidischen Feinden. Aus diesen trat Egeno, ein Ritter, her-
vor, und indem er aussagte, daß der Herzog sich seiner zum Morde des
Kaisers habe bedienen wollen, erklärte er sich zugleich bereit, durch das Got-
tesurtheil des Zweikampfes seine Behauptung zu beglaubigen. Zu Goslar
sollte, nach dem Spruche des Kaisers, 1070 das Schwert entscheiden. Als
jedoch Otto, von dem Zorne des Kaisers in Kenntniß gesetzt, vergeblich für
die Dauer seines Aufenthalts in Goslar um ein freies Geleit anhielt, stellte
er sich an dem bestimmten Tage nicht und wurde in Folge dessen vom Kai-
ser geächtet und seines Herzogthums Vaiern verlustig erklärt. Da faßte
den Grafen von Nordheim, dessen Schloß Hanstein (bei Göttingen) von
den Gegnern geschleift war, Verzweiflung; mit seinen Anhängern siel er in
Thüringen ein, plünderte die dortigen kaiserlichen Höfe und schlug bei
Eschwege den ihm entgegenziehenden Grafen von Bielstein; das Herzog-
thum Baiern aber wurde 1071 an Welf, den Schwiegersohn Otto's, ver-
liehen. In dem nämlichen Jahre wgr der tapfere, unternehmende Magnus
seinem Vater Ordulph in der Regierung des Herzogthums Sachsen gefolgt.
Mit diesem seinem Freunde begab sich Otto von Nordheim zum Kaiser nach
Halberstadt, um, wie es ihm verhießen war, von der Anklage frei gespro-
chen zu werden und die Wiedereinsetzung in seine Güter zu erwerben. Hein-
rich Iv. aber bemächtigte sich der beiden Helden und ließ Magnus (1071)
in der festen Harzburg verwahren.
Indessen hatte sich Adalbert von Bremen abermals in die Umgebung
des Kaisers gedrängt. Mit ihm begab er sich nach Bardewik. Hier wurde
vom Kaiser mit König Suen Iii. ein Bund geschlossen, welcher die Unter-
werfung Sachsens und die Vertreibung der Billingen bezweckte. Zu glei-
cher Zeit ließ Heinrich Iv. das Bergschloß zu Lüneburg durch 70 ergebene
Schwaben unter dem Grafen vvn Nellenburg besetzen. Durch ganz Sach-
sen wurde der heftigste Unwillen über diese Treulosigkeit laut; Graf Her-
mann, der Oheim von Magnus, griff zum Schwerte; das Schloß zu Lü-
neburg wurde durch ihn wieder gewonnen.