1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Erstes Kapitel.
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wieder unter Heinrich dem Schwarzen vereinigt wurden. Dieser starb 1126
als dienender Bruder in dem von seinen Vorfahren gegründeten Kloster zu
Weingarten, und sein Sohn, Heinrich der Stolze, Herzog von Baiern, er-
warb durch seine Vermahlung mit Gertrud, der Tochter Lothars, außer dem
Herzogthume Sachsen auch die billingischen, brunonischen, nordheimischen
und suplingenburgischen Erbgüter.
Demnach konnte sich kein deutscher Fürst an Macht mit Heinrich dem
Stolzen messen, der von der Nordsee bis nach Triest in zwei großen Her-
zogthümern gebot. Deshalb und weil er die Kleinodien des Reiches besaß
und ein Schwiegersohn Lothars war, glaubte er nach dessen Tode mit Recht
auf die Berufung zum Throne bauen zu können. Aber gegen ihn war die
Furcht der Großen des Reiches, daß der entschlossene, herrschsüchtige Mann
die Krone in seinem Hause erblich zu machen und die Macht der Fürsten
einzuengen streben werde. Vornehmlich widersetzte sich Markgraf Albrecht
der Bar, der Sohn der Eilike, einer Tochter von Magnus Billing, der
Wahl, und zwar um so mehr, als er sich bei dem sächsischen Erbe seiner
Mutter beeinträchtigt fühlte. Aus diesen Gründen erfolgte 1138 die Kai-
serwahl Konrads von Schwaben, aus dem Hause der Staufen, in solcher
Eile und mit so grober Hintansetzung der Formen, daß Heinrich der Stolze,
in den sichersten Erwartungen betrogen, seinen gerechten Unwillen kaum zu
bergen im Stande war. Dennoch huldigte er dem neuen Reichsoberhaupte.
Als aber Konrad Ih., um die Hausmacht seines Gegners zu schwächen,
erklärte, daß zwei Herzogthümer sich nicht in der Hand eines Fürsten be-
finden könnten, und verlangte, daß Heinrich auf eines derselben verzichte,
weigerte sich der Welfe dessen, und rüstete sich, unbekümmert, daß der Kai-
ser 1138 ihn mit des Reiches Acht belegte und zu Goslar das Herzogthum
Sachsen an Markgraf Albrecht den Bären, das Herzogthum Baiern an
Markgraf Leopold von Oestreich verschenkte, zur entschlossensten Gegenwehr.
Noch befand sich Heinrich der Stolze in Baiern, als Markgraf Albrecht
sich Lüneburgs bemächtigte, den Grafen A ch von Holstein vertrieb, und
das nordalbingische Sachsen an Heinrich von Badewide, einen Edlen seines
Anhanges, übergab.
Nach diesen Ereignrssenzbegab sich Herzog Heinrich, verkleidet, in mög-
lichster Eile nach Sachsen, um seine Erblande zu schützen. Ueberall mußten
die Vasallen und Knechte Albrechts vor ihm weichen, der sich sogar in der
Altmark durch den muthigen Rudolph von Stade bedroht sah. In dieser
Noch wandte sich der Markgraf hülfeflehend an Kaiser Konrad Ul., wel-
cher mit seinem Heere durch Thüringen heranzog und bei Kreuzburg an
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