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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 60

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
60 Erstes Buch. Dritter Abschnitt. reichliche Schenkungen sich vor dem Fluche der Kirche retten, welcher mehr gefürchtet wurde, als der Spruch des Gerichts oder das Drohen des Lan- desherrn. Ein glanzender, prunkender Gottesdienst fesselte das Volk; Ab- laßbriefe verliehen einzelnen Klöstern neue Mittel des Erwerbes; die Wall- fahrten nach heiligen Statten mehrten sich. Mit besonderer Feierlichkeit wurde in Braunschweig das Fest des städ- tischen Schutzpatrons, des heiligen Autor, begangen. Der Rath der fünf Weichbilde, aus denen die Stadt bestand, folgte dem Heiligthum mit bren- nenden Wachslichtern; in langer Procession schlossen sich Schüler und Bürger ihm an. .//. • m Auf diese Weise und vermöge der Sinnlichkeit des Volkes mehrte sich die Gewalt der Geistlichkeit. Als in der Mitte des fünfzehnten Jahr- hunderts der große Tod durch ganz Deutschland wüthete und man in dem Erscheinen dieser gräßlichen Krankheit eine Strafe des Himmels we- gen des sündigen Wandels der Menschen erblicken zu müssen glaubte, 1ha- ten sich Geistliche und Weltliche zusammen und durchwanderten unter Ab- si'ngung von Liedern und steten Geißelungen die Landschaften. Durch Geißelfahrten dieser Art glaubte man den Zorn des Höchsten zu ver- söhnen. Dieses Unwesen dauerte geraume Zeit, bis endlich kirchliche und weltliche Machthaber durch strenge Satzungen diesen Verirrungen des menschlichen Geistes ein Ziel setzten. Weil die Kaiser sich häufig zu schwach fühlten, um in allen Theilen Deutschlands die Reichsgesetze aufrecht zu erhalten, und gegen die einzelnen Landesherren wiederum eine mächtige aufburgen und Aftervasallen trotzende Ritterschaft sich erhob, konnte der Friede nur matt gehandhabt werden. Der Adel, welcher sich zum Fehdeleben vorzugsweise berufen fühlte, ver- schmähte jede unthatige Ruhe. Gegen den Fürsten und die aufblühenden Städte führte er einen unablässigen Kampf. Von ihm mußte der Bürger das sichere Geleit erkaufen, falls er feine Waaren nicht genommen, sich selbst nicht der Freiheit beraubt sehen wollte. Ein Lagern auf den Straßen, ein Ueberfallen des friedlichen Wanderers schien so wenig schimpflich, daß auch die edelsten Geschlechter unseres Landes sich daran erfreuten. Keine, selbst nicht die schimpflichste Todesart konnte.sie von dieser Lieblingsbeschäf- tigung abschrecken. Deßhalb vereinten sich mehrfach Fürsten und Bischöfe, denen das Wohl ihrer Unterthanen am Herzen lag, zur Aufrechthaltung des Landfriedens durch Gewalt der Waffen; aber auch diese Verbindungen konnten ihren Zweck nur theilweise erreichen, und die unrechtmäßigen Be- fehdungen dauerten zugleich mit dem Wegelagern fort. Dieses mochte theil- weise seinen Grund in der Besorgniß der Fürsten vor der wachsenden Macht
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