1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
73 Erstes Buch. Vierter Abschnitt.
erbten Todes ihn zum Erben eingesetzt hatte. Deßhalb schloß er mit Jo-
hann von Hildesheim einen Bund aus gegenseitige Vertheidigung, welchem
auch die Grafen von Holstein, Schaumburg, Hoya und Diepholz beitra-
ten. Hierauf siel Johann um Ostern 1519 in das Stift Minden ein,
vertrieb den dortigen Bischof und trieb Brandschatzungen ein. Dann sag-
ten die hildesheimischen Verbündeten den Herzogen von Wolfenbüttel und
Calenberg ab, und durchzogen plündernd das Land zwischen Deister und
Leine. Dagegen wandten sich Erich und Heinrich der Jüngere, gestärkt
durch Söldner, welche sie vom Markgrafen von Meißen und dem Landgra-
fen von Hessen bezogen hatten, gegen das stiftische Gebiet, und ließen das
Städtchen Dassel in Flammen aufgehen.
Zu dieser Zeit gebot Kurfürst Friedrich von Sachsen, kraft der ihm
zustehenden vicarischen Gewalt, den kriegenden Parteien Frieden. Aber die
Herzoge setzten sich über die an sie ergangene Mahnung hinweg, und zwan-
gen durch ihr Benehmen die Bischöflichen zur Wiederaufnahme der Feind-
seligkeiten. Die Stadt Pcina wurde von den Herzoglichen berannt; doch
schlug die Besatzung des Schlosses alle Stürme mannhaft zurück. Ob nun
auch in Folge einer vorgefallenen Verunwilligung die hessischen Knechte sich
von dem Heere Heinrichs des Jüngern und Erichs trennten, fühlten sich
diese doch stark genug, um in das Lüneburgische einzufallen, woselbst sie
Burgdorf, Burgwedel, Gifhorn und eine Menge Dörfer den Flammen
übergaben. Sodann drangen sie bis Uelzen vor und lagerten im Kloster
zu Oldenstadt, selbst der Gotteshäuser in ihrer Erbitterung nicht schonend.
Eine zweite Abmahnung der Kurfürsten vom Kampfe scheiterte, gleich
der ersten, an der Streitlust der verbündeten Brüder. Deßhalb rüstete sich
Heinrich von Lüneburg ernster denn zuvor, und zog in Vereinigung mit
Johann von Hildesheim und einer Anzahl geldrischer Reiter auf Uelzen,
um das Schicksal seines Landes durch eine Schlacht zu entscheiden.
Als die Herzoge von Wolfenbüttel und Calenberg von dem plötzlichen
Nahen ihrer Gegner hörten, brachen sie in Eile von Oldenstadt auf, um
sich nach dem Verdenschen zu begeben. Ihnen nach die Bischöflichen über
Hermannsburg, bis sie in der Nahe von Soltau auf den Feind stießen.
Es war am 29. Junius des Jahres 1519, als Heinrich der Mittlere seine
Knechte und Reisigen musterte, um sie gegen die Schlachtreihe der Herzog-
lichen zu führen. Diese standen unter Heinrich von Wolfenbüttel und Erich
dem Aeltern geschaart; die durcb die Hitze und den zurückgelegten Weg
Ermüdeten durch Ruhe und Trank zu erquicken, erlaubte die Zeit nicht
mehr. Denn schon stürmten Heinrich der Mittlere und Bischof Johann
mit ihren Reitern zum Angriffe vor und warfen die Vorhut der Braun-