1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Zweites Kapitel.
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Kirchenverbesserung. Durch ihn wurde in Lüneburg, wo nur noch die Be-
wohner des Benedictiner-Klosters St. Michaelis der Annahme der evange-
lischen Lehre sich weigerten, eine Kirchenordnung ausgearbeitet, deren wohl-
thatige Folgen unverkennbar waren.
Zur Verbreitung der neuen Lehre im Lüneburgischen trug unstreitig
die Persönlichkeit des Fürsten, der, ein wahrer Freund Luthers, mit Recht
den Namen des Fromm en verdiente, unendlich viel bei. Auch in den
Besitzungen benachbarter Landesherren, selbst in dem entlegenen Ostfries-
land wurde die Ausbreitung der Reformation durch ihn unterstürzt. Er
starb 1546, in dem nämlichen Jahre mit Matin Luther.
Christoph von Braunschweig, der Sohn Heinrichs des Aelteren, Erz-
bischof zu Bremen und Bischof zu Verden, konnte der Annahme der evan-
gelischen Lehre in seinem Sprengel nicht wehren. Daß durch ihn Heinrich
von Zütphen im Lande Ditmarsen den Flammentod starb, konnte die Bür-
ger von Bremen nicht abhalten, sich durch die deutsche Bibelübersetzung
Luthers mit dem wahren Inhalte der Glaubensbücher bekannt zu machen.
Zweites Kapitel.
Fortsetzung der Reformationsgeschichte.
Bei dem lebhaften Verkehre, in welchem Braunschweig mit dem mittle- *
ren Deutschland und namentlich mit Sachsen stand, mußte der Geist der
Reformation bald auch nach dieser Stadt übertragen werden. Die Lieder
Luthers verdrängten den lateinischen, der Gemeine unverständlichen Kirchen-
gesang, und trotz seiner Festigkeit, mit welcher Heinrich der Jüngere an
dem römischen Stuhle hing, mußte er dulden, daß die Bürger von Braun-
. schweig schon 1527 das Abendmahl unter beiderlei Gestalt feierten. Hier
wurde im folgenden Jahre durch Johann Bugenhagen, den Freund Luthers,
die Kirchenordnung abgefaßt, welche auch auf dem flachen Lande Eingang
fand. Denn Herzog Heinrich war durch die gegen ihn verbündeten Fürsten
zu sehr beschäftigt, als daß er nach dem Wunsche seines Herzens die junge
Gemeine durch Gewalt zu zwingen vermocht hatte.
In Hildesheim dagegen, wo das Ansehen des Bischofes und einer
reich begüterten Geistlichkeit galt, stellten sich der Reformation mächtige
Hindernisse entgegen, so daß noch 1530 der Besitz lutherischer Schriften
aufs strengste untersagt werden konnte, und einzelne Eiferer für die neu«