Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 110

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
110 Zweites Buch. Erster Abschnitt. neu und ein plötzlich herabströmender Platzregen ihr Unternehmen derge- stalt begünstigte, daß die Söldner nach großem Verluste ihr Heil in der Flucht suchen mußten. Seitdem beschrankte sich Heinrich Julius auf die Belagerung der immer enger eingeschlossencn Stadt, deren Straßen durch die abgedammte Oker unter Wasser gesetzt wurden. Noch hatte der Sieg auf keine Seite sich geneigt, als durch Vermittelung des Herzogs Ernst li. von Lüneburg 1606 ein Waffenstillstand zwischen den streitenden Theilen geschlossen wurde. Doch war die gegenseitige Erbitterung zu groß, als daß nicht bald der Kampf von Neuem ausbrechen sollte. Da gelang es dem Herzoge, den Ausspruch der Acht über die Stadt zu bewirken. Wie er nun, um die Vollziehung derselben zu betreiben, sich an den Kaiserhof nach Prag begab, woselbst ec des vollsten Vertrauens von Rudolph Ii. theilhaf- tig wurde, ereilte ihn hier 1613 der Tod. Nach dem Absterben von Heinrich Julius übernahm dessen Sohn Friedrich Ulrich die Regierung, ein charakterloser, nur äußeren Ergötzlich- keiten sich hingebender Jüngling, dem die Kraft der Heinriche, die Fröm- migkeit von Julius, die Staatöklugheit und Gelehrsamkeit seines Vaters abging. Immer herber drückten die Schulden auf das Land, welches auf gleiche Weise durch Verschlechterung der Münze und den Wucher der Juden litt. Schon 1615 wurde Braunschweig abermals belagert; nieder- ländische Knechte, welche der Stadt zu Hülfe gesandt waren, verheerten das Land zwischen Deister und Leine; dennoch glaubte der Herzog den Vorstel- lungen der Hanse nicht nachgeben zu dürfen. Um so heftiger entbrannte der Kampf, dessen Opfer auch Victor, der letzte Graf von Wustrotp, wurde, der heftigste Widersacher städtischer Freiheit. Hansische Hülfe hob den sin- kenden Muth der Stadt. Erst nach dreimonatlicher Belagerung kam 1615 der Friede in Steterburg dahin zu Stande, daß der Herzog die Freiheiten der Stadt bekräftigte, diese dagegen sich zur Erbhuldigung bereit erklärte. Doch wurden hiermit die Besorgnisse des gesammten Landes keineswegs gehoben. Zu schwach und unlustig, sich der Regierung selbst anzunehmen, hatte Friedrich Ulrich diese den Händen des Anton von Streithorst überge- den, der alsbald alle Aemter von Bedeutung nur an solche Männer über- trug, welche ihm vollkommen ergeben waren, und, anstatt auf das Wohl der Unterthanen Rücksicht zu nehmen, nur die eigene Bereicherung vor Augen hatten. So weit ging die Freiheit dieser hochgestellten Günstlinge, daß sie den Fürsten sammt seinem Hofstaate auf eine unwürdige Art dar- den ließen, wahrend sie selbst in Ergötzlichkeiten schwelgten. Endlich bildete sich gegen Anton von Streithorst eine mächtige Gegenpartei am Hofe, an deren Spitze die Herzogin-Mutter und der Hofprediger Basilius Sattler
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer