1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Zweites Kapitel.
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len zu lassen. Das war es, was eine Anzahl evangelischer Fürsten bewog,
sich 1608 in Aahausen zu einem Bunde zu vereinigen, an dessen Spitze
sich der Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz stellte. Dieser Verbindung
entgegen zu wirken, traten im folgenden Jahre die weltlichen und geistli-
chen Fürsten der katholischen Partei in Würzburg zu einer Liga zusam-
men, welche durch den unternehmenden, staatsklugen Herzog Maximilian
von Baiern zu einer Einigkeit und Kraft gedieh, welche der protestanti-
schen Union nur allzusehr abgingen.
Im Jahre 1609 hatte Rudolph Ii., um sich des Beistandes der
utraquistischen Böhmen gegen seinen Bruder Matthias zu versichern, die-
sen durch den sogenannten Majestatsbrief die freie Ausübung ihres Glau-
bens zugestanden. Ihm folgte Matthias in der Regierung des Reiches.
Unter den Mitgliedern der Union schien das letzte Band der Einigkeit zer-
rissen; Lutheraner und Reformirte, anstatt sich in brüderlicher Liebe gegen
den gemeinsamen Feind die Hand zu bieten, verfolgten einander mit Miß-
trauen und Glaubensstreitigkelten. Andrerseits erstarkte die Liga durch die
Umsicht und die männliche Sicherheit, welche alles Handeln des Herzogs
Maximilian von Baiern bezeichneten. Die Bedrückungen der Protestanten
wuchsen von Tage zu Tage. Endlich erhoben sich die utraquistischen Böh»
men, geführt vom Grafen Matthias von Thurn, und erklärten den böh-
mischen Thron erledigt. Da wurden alle Kräfte der beiden großen Reli-
gionsparteien in Deutschland, ihre Hoffnungen und ihre Besorgnisse, wach.
Und eben jetzt bestieg (1619) Ferdinand Ii., Erzherzog in Steiermark, ein
kluger, thatkraftiger, für die Ausrottung der Ketzerei begeisterter Herr, den
Kaiserthron. Ihm, dem Jugendfreunde Maximilians von Baiern, dem
Freunde und Schüler der Jesuiten, der in seinen Erblanden gezeigt hatte,
wie er sich die Unterdrückung des Protestantismus zur Aufgabe gesetzt
habe, wollten sich die Böhmen nicht unterwerfen. Dem Glück ihrer Waf-
fen setzte Ferdinand Ii. die ganze Kraft seines unerschütterlichen Willens
entgegen. Der von den Böhmen zum Könige erkorene Kurfürst Fried-
rich V. von der Pfalz war schwach und kleinlich; er begriff die Gefahr
nicht, in welcher er schwebte, und wahrend Herzog Georg auf einem in
Celle gehaltenen Kreistage zum Hauptmann für Niedersachsen bestellt
wurde, gewann der Kaiser die Liga und vernichtete durch deren Söldner
die Macht der Böhmen 1620 in der Schlacht am weißen Berge. Seit-
dem wurde in ganz Böhmen die protestantische Lehre mit empörender Ge-
walt unterdrückt, die pfälzische Kur durch einen Machtspruch des Kaisers
auf Baiern übertragen und dadurch den Katholiken das Uebergewicht in
den Kurversammlungen gesichert. Der Kaiser aber gab sich der Hoss-
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