1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Viertes Kapitel.
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Herrschaft Christian Ludwigs von dem Drucke der Kaiserlichen befreit, die
1643 auch Wolfenbüttel verließen. Daß Christian Ludwig nach diesen
Ereignissen das Heer seines Vaters verabschiedete, raubte ihm jedes Mittel,
seine Forderungen in den eröffneten Friedensverhandlungen mit Nachdruck
zu unterstützen. In Osnabrück, wohin sich die Abgeordneten der evangeli-
schen Fürsten begaben, hatte sich für Celle der Kanzler Langenbeck, für Göt-
tingen-Calenberg der Dr. Lampadius eingefunden. Der Letztgenannte war
der Sohn eines Bauern zu Heinsen im Amte Lauenstein. Auf verschiede-
nen Universitäten gebildet, war er dem Rufe zu einer Professur nach Helm-
stadt gefolgt, die er jedoch bald mit dem Dienste von Friedrich Ulrich ver-
tauschte. Seitdem wohnte er verschiedenen Berathungen der evangelischen
Fürsten bei, trat dann nach dem Tode seines Herrn in die Dienste von
Herzog Georg, dessen Sohn, Christian Ludwig, ihn zum Vicekanzler er-
nannte. In Osnabrück leitete er mit Einsicht und Gewandtheit die Ge-
schäfte des Gesammthauses Braunschweig-Lüneburg, und vertrat kühn die
Forderungen der Evangelischen gegen die Uebermacht der Gegner. Ihn
liebte Salvius, der Günstling der Königin Christina von Schweden, und
der kaiserliche Abgesandte, Graf von Trautmannsdorf, konnte dem uner-
schrockenen Verfechter der Ansprüche seines Herrn und der Rechte der Pro-
testanten seine innigste Achtung nicht versagen. Des edlen Mannes Aus-
dauer rettete die Grafschaften Hoya und Diepholz, nach deren Besitze Schwe-
den trachtete, dem Hause der Welfen; aber die Stifter Bremen, Verden,
Ratzeburg, Magdeburg, Halberstadt und Minden, welche sich seit längerer
oder kürzerer Zeit in den Händen braunschweigischer Fürstensöhne befanden,
vermochte er nicht dem Gesammthause zu erhalten. Selbst um die Abtei
Walkenried mit dem zu derselben gehörigen Hofe Schauen zu erwerben, be-
durfte es des Aufwandes beträchtlicher Summen. Noch größer waren die
Schwierigkeiten, welche Lampadius zu beseitigen hatte, bis es ihm gelang,
die alternirende Succession in dem Stifte Osnabrück für Braunschweig-
Lüneburg zu erstreiten. Am 24. October 1648 geschah der Abschluß des
Friedens zu Münster und Osnabrück, welcher unter dem Namen des west-
fälischen Friedens bekannt ist. Lampadius kehrte nicht in seine Heimath
zurück; die anhaltenden Anstrengungen wahrend des Friedensgeschaftes hat-
ten seine letzten Kräfte aufgerieben; er endete im Jahre 1649 zu Münster.