1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Zweite Kapitel.
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Zweites Kapitel.
Geschichte von Stadt und Stift Osnabrück.
Von den Zeiten der Reformation bis zum westfälischen
Frieden. 1521 — 1648.
Die Verachtung, welche die Geistlichkeit von Osnabrück durch Hint-
ansetzung der Gebote der Sittlichkeit bei den Bürgern auf sich geladen
hatte, mußte wesentlich dazu beilragen, der Lehre Luthers den Eingang in
diese Stadt zu erleichtern. Schon 1521 fand der neue Glauben daselbst
zahlreiche Anhänger, wiewohl die ersten Verkündiger desselben sich Verfol-
gungen der verschiedensten Art ausgesetzt sahen. Wie in Hildesheim, so
setzte auch hier das Domkapitel der Verbreitung der jungen Lehre den leb-
haftesten Widerstand entgegen; wie dort, so hatte es auch hier des Bei-
standes eines mit Geschlechtern besetzten Rathes sich zu erfreuen, und er-
laubte sich Willkürlichkeiten und Gewaltstreiche, ohne sich den öffentlichen
Lasten zu unterziehen. Solche Unbilden glaubte die Bürgerschaft nicht
langer ertragen zu dürfen; sie ergriff 1525 die Waffen und vertrieb einen
Theil der Geistlichkeit. Da zog Erich Ii. mit einem mächtigen Heere ge-
gen die Stadt; die Bürger verzagten; mit Geld mußten sie die Rache des
Fürsten abkaufen und die verjagten Priester wieder aufnehmen. Dennoch
behielt das Evangelium seine heimlichen Freunde, bis 1532 bei der
Wahl von Franz Ii., Grafen von Waldeck, der so lange verfolgten Lehre
freie Ausübung zu Theil ward. Mit Ernst und Nachdruck hatten Rath
und Regierung ihre Unterthanen vor ähnlichen Freveln zu bewahren ge-
wußt, wie solche die Schwesterstadt Münster an den Rand des Verderbens
brachten. Strenge wurden die Wiedertäufer, welche sich in's Thor von
Osnabrück zu schleichen gewagt hatten, gezüchtigt; es bedurfte der höchsten
Wachsamkeit, um zu verhüten, daß nicht auch in Osnabrück ihrem unhei-
ligen Beginnen Raum gegeben wurde. Dagegen ertheilte der milde,
fromme Bischof Franz Ii. seinen Bürgern die Erlaubniß zur Berufung
von Prädicanten. Dem an ihn ergangenen Rufe Folge leistend, begab sich
1543 Hermann Bonn von Lübeck nach Osnabrück. Durch ihn wurde
eine Kirchenordnung entworfen und eingeführt; bald nahm die ganze große
Stadtgemeine, mit Ausnahme einer kleinen Zahl von Bürgern, welche
dem römischen Gottesdienste im Dome getreu blieb, das heilige Nacht-
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