1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Zweites Buch. Zweiter Abschnitt.
mahl unter beiderlei Gestalt. Selbst der Bischof gehörte der neuen Lehre
an. Da erfolgte die Schlacht bei Mühlberg; die katholischen Machthaber
Deutschlands schlugen noch ein Mal die protestantischen Fürsten in Fesseln:
Bischof Franz mußte sich von der evangelischen Lehre lossagen, und Osna-
brück für seinen Beitritt zum schmalkaldischen Bunde durch Zahlung einer
Summe Geldes an Kaiser Karl V. büßen. Mit empörender Harte wur-
den die evangelischen Prediger vertrieben, der katholische Gottesdienst in
alle Kirchen der Stadt wieder eingeführt. Zu dieser fast die gesammte Be-
völkerung von Osnabrück betreffenden Noch kam noch, daß Heinrich der
Jüngere von Braunschweig, um wegen seiner frühern Verbindung mit
den schmalkaldischen Bundesgenossen den Bischof Franz zu züchtigen, 1553
mit einem Heere in Westphalen einsiel, Iburg einnehmen und plündern
ließ, Osnabrück belagerte und nur durch schwere Zahlung sich abkaufen
ließ. Unter der Regierung Johanns Iv. näherte sich der Kampf, welchen
die Niederländer gegen das Königshaus von Spanien führten, mehr als
ein Mal den Grenzen des wehrlosen Stifts. Wahrend der ersten Dauer
desselben, als die Söldner Philipps über die für Glauben und Freiheit
streitenden Widersacher das Uebergewicht erringen zu müssen schienen, be-
nutzte der Bischof diese Gelegenheit, um den mittlerweile in den Städten
und Dörfern wieder hergestellten evangelischen Gottesdienst abermals zu
vertilgen. Aber noch ehe ihm dieses gelang, starb er '.1574); sein Nach-
folger, Herzog Heinrich von Sachsen-Lauenburg, konnte weder für den
Schutz des Bisthums vor Niederländern und Spaniern Sorge tragen,
noch mit Erfolg die protestantischen Unterthanen seines Sprengels bedrän-
gen, weil er als Erzbischof von Bremen häufig in dieser Stadt residirte.
Erst unter dem 1591 erkorenen Bischof Sigismund, Herzoge von Braun-
schweig - Wolfenbüttel, fand das Stift vor den Bedrückungen der Spanier
und vor den Räubereien seiner Junker Schutz. Sigismund war ein stren-
ger Protestant, ein Feind der Jesuiten und jedes Unrechts. Durch seine
Beisteuer wurde eine gelehrte evangelische Schule in Osnabrück angelegt.
Aber der Segen, welchen dieser treffliche Fürst gewirkt hatte, sollte bald in
dem Fluche des dreißigjährigen Krieges ersterben. Westphalen wurde vor-
zugsweise von den einander sich befeindenden Parteien durchstreift; deßhalb
mußte es die höchste Aufgabe des Raths von Osnabrück sein, eine glück-
liche Neutralität zu behaupten. Mansselder und Braunschweiger, Danen
und Liguistcn, Spanier und Kaiserliche verheerten abwechselnd die Umge-
gend. In Franz Wilhelm, Herzoge von Baiern, war dem Hochstifte ein
eben so kluger und kräftiger als bigott römischer Vorsteher gegeben, der,
nachdem Lilly 1628 das Oeffnen der Thore von Osnabrück erzwungen