1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Viertes Kapitel.
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Schaaren von Franzosen in seine Nahe zog. Aber mitten in dieser Umge-
bung verleugnete der Herzog seine Würde als deutscher Reichsfürst nie,
und weit entfernt, sich von Frankreich durch Gold und Schmeichelei er-
kaufen zu lassen, zeigte er sich vielmehr als einen immer gerüsteten Gegner
Ludwigs Xiv. Wie seine Regimenter zur Behauptung Candia's gegen
die Osmanen gestritten hatten, so stritten sie gegen die Schweden in Pom-
mern und dem Bremischen, gegen Frankreich am Ufer des Rheins. So-
phia Dorothea, die einzige Tochter von Georg Wilhelm, wurde mit Georg
Ludwig, dem Sohne von Ernst August verlobt, welchem Letzteren zugleich
die Erbschaft von Lüneburg - Eelle zugesi'chert wurde, falls er den söhnelo-
sen Bruder überlebe.
Ernst August, der jüngste Sohn von Herzog Georg, war der Einzige
unter seinen Brüdern, welcher sich einer männlichen Nachkommenschaft zu
erfreuen hatte. Seine Gemahlin war Sophia, Tochter Friedrichs V. von
der Pfalz und der Elisabeth, einer Tochter König Jacobs I. von England.
Sie war eine durch Anmuth, Verstand und Seelengüte gleich ausgezeich-
nete Fürstin. Zum Vorsteher des Bisthums Osnabrück bestimmt, dessen
alternirende Successi'on dem lüneburgischen Fürstenhause in Folge des west-
fälischen Friedens zustand, übernahm Ernst August 1661 die Regierung
seiner Diöcese, verließ den Hof seines Bruders Georg Wilhelm in Han-
nover, und schlug seine Residenz in Iburg auf. Vereint mit Georg Wil-
helm, bot er dem Kaiser zur Bekämpfung der Reichsfeinde willig die Hand,
schloß sich dem durch den kriegerischen Bischof von Münster bedrängten
Holland an, und trat 1675 im Haag dem Fürstenverein zur Aufrechter-
haltung der allgemeinen Freiheit gegen Frankreich bei. Als auch Trier
den französischen Waffen unterlag, gingen die lüneburgischen Brüder an
der Spitze eines ausgesuchten Heeres über den Rhein, vereinigten sich mit
den einzelnen Schaaren der Verbündeten, und begannen die Belagerung
der kurfürstlichen Residenz, als sich der französische Marschall Crequi mit
überwiegender Macht der bedrängten Stadt näherte. Da verließ das deut-
sche Heer seine Belagerungsschanzen und erfocht am 1. August 1675 ei-
nen glanzenden Sieg über die gepriesenen Regimenter Ludwigs Xiv. Der
persönliche Muth von Georg Wilhelm und Ernst August, die Unerschrocken-
heit des jungen Georg Ludwig, ältesten Sohnes des Bischofs von Osna-
brück, die Tapferkeit der lünebucgischen und osnabrückischen Regimenter
hatte diesen Tag errungen, der die Franzosen seit langer Zeit zum ersten
Male die deutsche Kraft fühlen ließ. Mit nur wenigen Begleitern war es
dem Marschall gelungen, sich nach Trier zu retten, dessen Belagerung mit
verdoppelter Anstrengung fortgesetzt wurde. Ehe der angeordnete Sturm