1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Sechstes Kapitel.
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bildete sich zwischen ihm und dem Landmanne täglich mehr ein fremdes
Verhältnis welches den Unterschied der Stande ungleich schroffer als früher
hervorhob. Von der andern Seite trennten sich auch in unserem Lande
die Edlen in den Hof- und Landadel. Den ersteren trieb Ehrgeiz; er hoffte
durch die Gunst des Landesherrn vom Kaiser mit neuen Würden begnadet
zu werden. Weil fast alle höheren Aemter sich in den Händen des Adels
befanden, war dieser gezwungen, auf Schulen und Universitäten eine wissen-
schaftliche Bildung zu suchen, die er einst eben so gern den Bürgersöhnen
überlassen hatte, als er sich auf die Führung der Waffen angewiesen wähnte.
Um so nothwendiger schien eine zunächst für die Durchbildung des Adels
bestimmte Schule, zu deren Begründung sich endlich in Lüneburg eine
passende Gelegenheit bot. Hier lebten nämlich, trotz der geschehenen Ein-
führung der Reformation, die Eonventualen des Klosters zu St. Michaelis
noch immer in einer Art strenger klösterlicher Zucht, welche namentlich die
Verheirathung nicht gestattete. Da nun bei einzelnen Gliedern dieser Ge-
nossenschaft das Verlangen laut wurde, der bisberigen Gesetze überhoben
zu sein, benutzte Christian Ludwig von Celle diese Gelegenheit und schuf
aus dem Kloster 1660 eine Schule, auf welcher zwölf Söhnen ritterbürti-
ger Geschlechter aus dem Herzogthume Lüneburg der freie Unterhalt geboten
wurde. Seitdem bekam diese Schule den Namen der Nitteracademie. Eine
ähnliche Lehranstalt für den Adel wurde 1687 zu Wolfenbüttel durch Her-
zog Rudolph August gestiftet.
Die protestantische Geistlichkeit hatte an Ansehen und Wichtigkeit ge-
wonnen, aber unstreitig an innerer Tüchtigkeit verloren. Im ehrgeizigen
Haschen nach Einfluß und in der Theilnahme an dem genußsüchtigen Leben
jener Zeit, büßte sie die stille Würde ein, durch welche sie in der ersten
Halste des sechszehnten Jahrhunderts die Gemüther ihrer Gemeine be-
zwungen hatte. Eben jene Kirchenvisitationen, welche durch die Herzöge
Julius und Ernst den Bekenner angeordnet wapen, um eine größere Ueber-
einstimmung in den Gottesdienst der Protestanten zu bringen und das Auf-
keimen von Irrlehren bei den Predigern zu verhindern, geben jetzt zu man-
cherlei Beschwerden Veranlassung, weil der Superintendent dem Seckel der
Gemeine allzu lästig siel. Die evangelische Geistlichkeit verkannte nur zu
sehr, daß sie mit Glauben und Gelehrsamkeit sich rüsten müsse, um den
Lehren schleichender Jesuiten die Spitze zu bieten. Nicht ohne Grund hatte
die Bürgerschaft von Osnabrück sich der Hoffnung hingegeben, daß Ernst
August die unter der Negierung seines Vorgängers im Bisthum in die
Stadt eingedrungenen Jesuiten in ihrer bisherigen Wirksamkeit hemmen
werde. Aber so wenig war dieses bei dem duldsamen und überdieß mit dem
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