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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 147

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Sechstes Kapitel. 147 bildete sich zwischen ihm und dem Landmanne täglich mehr ein fremdes Verhältnis welches den Unterschied der Stande ungleich schroffer als früher hervorhob. Von der andern Seite trennten sich auch in unserem Lande die Edlen in den Hof- und Landadel. Den ersteren trieb Ehrgeiz; er hoffte durch die Gunst des Landesherrn vom Kaiser mit neuen Würden begnadet zu werden. Weil fast alle höheren Aemter sich in den Händen des Adels befanden, war dieser gezwungen, auf Schulen und Universitäten eine wissen- schaftliche Bildung zu suchen, die er einst eben so gern den Bürgersöhnen überlassen hatte, als er sich auf die Führung der Waffen angewiesen wähnte. Um so nothwendiger schien eine zunächst für die Durchbildung des Adels bestimmte Schule, zu deren Begründung sich endlich in Lüneburg eine passende Gelegenheit bot. Hier lebten nämlich, trotz der geschehenen Ein- führung der Reformation, die Eonventualen des Klosters zu St. Michaelis noch immer in einer Art strenger klösterlicher Zucht, welche namentlich die Verheirathung nicht gestattete. Da nun bei einzelnen Gliedern dieser Ge- nossenschaft das Verlangen laut wurde, der bisberigen Gesetze überhoben zu sein, benutzte Christian Ludwig von Celle diese Gelegenheit und schuf aus dem Kloster 1660 eine Schule, auf welcher zwölf Söhnen ritterbürti- ger Geschlechter aus dem Herzogthume Lüneburg der freie Unterhalt geboten wurde. Seitdem bekam diese Schule den Namen der Nitteracademie. Eine ähnliche Lehranstalt für den Adel wurde 1687 zu Wolfenbüttel durch Her- zog Rudolph August gestiftet. Die protestantische Geistlichkeit hatte an Ansehen und Wichtigkeit ge- wonnen, aber unstreitig an innerer Tüchtigkeit verloren. Im ehrgeizigen Haschen nach Einfluß und in der Theilnahme an dem genußsüchtigen Leben jener Zeit, büßte sie die stille Würde ein, durch welche sie in der ersten Halste des sechszehnten Jahrhunderts die Gemüther ihrer Gemeine be- zwungen hatte. Eben jene Kirchenvisitationen, welche durch die Herzöge Julius und Ernst den Bekenner angeordnet wapen, um eine größere Ueber- einstimmung in den Gottesdienst der Protestanten zu bringen und das Auf- keimen von Irrlehren bei den Predigern zu verhindern, geben jetzt zu man- cherlei Beschwerden Veranlassung, weil der Superintendent dem Seckel der Gemeine allzu lästig siel. Die evangelische Geistlichkeit verkannte nur zu sehr, daß sie mit Glauben und Gelehrsamkeit sich rüsten müsse, um den Lehren schleichender Jesuiten die Spitze zu bieten. Nicht ohne Grund hatte die Bürgerschaft von Osnabrück sich der Hoffnung hingegeben, daß Ernst August die unter der Negierung seines Vorgängers im Bisthum in die Stadt eingedrungenen Jesuiten in ihrer bisherigen Wirksamkeit hemmen werde. Aber so wenig war dieses bei dem duldsamen und überdieß mit dem 10*
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