1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Erstez Kapitel.
1.51
dürfen, wenn statt der Willkür und Zuchtlosigkeit, die im Heere einge-
rissen war, Ordnung und der strengste Gehorsam gegen das Wort des Feld-
herrn gelte. Bei einem so bunt zusammengesetzten Heere mochte eine Um-
wandlung der Art keine leichte Aufgabe sein. Von der andern Seite
hemmte den Reichsfeldmarschall die Lauigkeit, M't welcher die Fürsten die
Sendung ihrer Regimenter betrieben, die wiederholten Bitten und Unter-
handlungen bei'm Reichstage in Regensburg, um über die nothwendigsten
Geldmittel verfügen zu können. Auf diese Weise wurde dem Kurfürsten
sein Lieblingswunsch vereitelt, durch den Elsaß in's Herz von Frankreich
einzudringen. Ihm mußte genügen, daß, so lange er den Oberbefehl über
das Reichsheer führte, Villars nicht mehr wagte, auf deutschem Boden vor-
zudringen. Wahrend dessen stritten Eugen und Marlborough mit vereinter
Kraft in den Niederlanden; unter ihnen befehligte der General von Bülow
die hannoverschen Regimenter. In der Schlacht bei Oudenarde 1708 stürzte
sich der Kurprinz Georg an der Spitze der berittenen Leibgarde auf den
Feind, verlor sein Pferd durch einen Schuß, und wurde nur durch die Ent-
schlossenheit des Obersten von Lösecke gerettet. Unverzagt setzte er den Kampf
fort; hannoversche Reiter unter Bülow erhielten von Marlborough den
Auftrag, den fliehenden Feind zu verfolgen. Es befanden sich aber damals
in den Niederlanden nicht weniger als 17000 Hannoveraner; auck) bei
Malplaquet bewahrten sie 1709 ihren Ruhm. Unmuth über die Eigenliebe
und Unthatigkeit der deutschen Fürsten bewog in dem nämlichen Jahre
Georg Ludwig, den Oberbefehl über das Reichsheer niederzulegen.
Der fortgesetzte Kampf gegen die Schweden, gegen welche auch der
König von Preußen aufgetreten war, die Unmöglichkeit, bei dem Starrsinn
des im türkischen Reiche weilenden Karls Xii., diesem Kriege ein Ziel zu
setzen, endlich die Besorgniß, daß derselbe sich über das ganze nördliche
Deutschland verbreiten möge, bestimmte den Kurfürsten Georg Ludwig, in
so weit seine feindliche Gesinnung gegen Schweden zu erklären, daß er dem
Könige Friedrich Iv. von Dannemark den Durchzug durch seine Staaten
gewahrte, um die Herzogthümer Bremen und Verden zu besetzen. Von
dem nämlichen Könige hatte der Kurfürst 1710 die Grafschaft Delmenhorst
pfandweise erworben. Erst 1731 wurde diese Besitzung von Christian Vi.
wieder eingelösit.
Durch diese Theilnahme an den Kriegen im Norden und Süden
Deutschlands ließ sich Georg Ludwig jedoch nicht abhalten, die Glaubens-
genossen benachbarter katholischer Landesherren mit starker Hand zu schic-'
men. Vor geraumer Zeit war zwischen dem Bischöfe Maximilian Hein-
rich von Hildesheim und dem welsi'schen Gesammthause die Uebereinkunft