1838 -
Lüneburg
: Herold und Wahlstab
- Autor: Havemann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1838
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Viertes Kapitel.
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Viertes Kapitel.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
Vom Tode Anton Ulrichs bis zur französischen Revolution.
1714 — 1789.
August Wilhelm, welcher 1714 seinem Vater Anton Ulrich nachfolgte,
konnte durch Sanftmuth und Milde seines Chararters nicht ersetzen, was
ihm an Kraft abging. Die wahrend der Regierung seines Vaters und
Oheims gehausten Schulden des Herzogthums Braunschweig wurden durch
ihn noch gemehrt, theils weil er Pracht liebte, theils weil er zu wenig selb-
ständig war, um sich dem Einflüsse unwürdiger Günstlinge zu entziehen.
Wer in offener Rede für das Wohl des Landes zu sprechen wagte, entging
den Nachstellungen der einflußreichen Männer am Hofe nicht. Trotz des
erfolglosen Versuches, auch seinem Hause die Kurwürde zugewandt zu sehen,
verblieb August Wilhelm bis zum Tode in freundlichem Vernehmen mit
dem jüngeren Zweige der Welsen. Ihm folgte 1731 sein Bruder Ludwig
Rudolph, durch Bekanntschaft mit den Sitten und Verfassungen der vor-
nehmsten Lander Europa's gebildet. 1690 siel er in der Schlacht bei Fleury
in die Hände der Franzosen. Sobald er aus der Gefangenschaft zurückge-
kehrt war, trat er die Regierung der von seinem Oheim Rudolph August
ihm übertragenen Grafschaft Blankenburg an, deren Oberhoheit jedoch bei
dem regierenden Herzoge von Braunschweig blieb. Selbst als Herr dieses
kleinen, 1707 zum Fürstcnthume erhobenen Gebietes wußte sich Ludwig
Rudolph einen gewissen Einfluß in den Angelegenheiten des Reichs zu ver-
schaffen. Nach Uebernahme der Regierung' von Braunschweig suchte er,
dem nach dem Tode von Anton Ulrich die volle Oberhoheit über Blanken-
burg zugefallen war, durch Sparsamkeit und Beförderung des Handels die
drückenden Schulden des Landes zu mindern. Doch starb er zu früh (1735),
um sein Streben mit dem gewünschten Erfolge gekrönt zu sehen. Von
seinen Töchtern wurde Charlotte Christina Sophia 1711 mit Alexis Pe-
trowitz, dem Sohne Peters des Großen von Rußland, vermahlt und führte
bei der Rohheit ihres Gemahls eine äußerst unglückliche Ehe. Elisabeth
Christina aber war mit dem römischen Kaiser Karl Vi., dem letzten Regen-
ten aus dem Hause Habsburg, verbunden und wurde die Mutter der groß-
ßen Kaiserin Maria Theresia.
Weil Ludwig Rudolph ohne Hinterlassung männlicher Nachkommen